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Alys Clare – Sei geweiht der Hölle

AutorAlys Clare
TitelSei geweiht der Hölle
OriginaltitelFortune Like the Moon
ÜbersetzerAna Maria Brock
SerieHawkenlye-Mysteries Band 1
Seitenzahl284
VerlagAufbau
ISBN978-3-746-62127-2
Bewertung

Inhalt
England, 1189: Kurz vor seiner Krönung erlässt König Richard eine Generalamnestie für alle Gefängnisinsassen Englands, um seine künftigen Untertanen für sich einzunehmen.
Doch kurz darauf wird ausgerechnet eine Nonne tot aufgefunden, und diese Gewalttat wird entlassenen Mördern und somit dem König angelastet.
Um nun einer Welle der Angst entgegenzuwirken entsendet Richard seinen Ritter Josse d‘ Acquin zur Abtei Hawkenlye, um der Sache auf den Grund zu gehen. Josse, halber Engländer und mit der Gegend halbwegs vertraut, nimmt sich der Aufgabe gewissenhaft an und findet in der Äbtissin Helewise eine unerwartete Partnerin bei der Aufklärung des Verbrechens.
Schon bald erkennen die beiden einige Ungereimtheiten – hinter dem Mord scheint mehr zu stecken, als es zunächst den Anschein hat…

Meine Meinung
Oft kann ich wenig mit historischen Krimis anfangen, weil sie zu sehr auf den Zufall bauen, einfach unglaubwürdig sind, die ganze Ermittlung einfach sehr langatmig beschrieben wird oder der Krimi nur als Vorwand für eine Liebesgeschichte dient, weshalb ich eher selten Bücher aus diesem Genre kaufe – oft gelangen sie über Umwege zu mir, so auch in diesem Fall. Glücklicherweise handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, die ganze siebzehn Bände umfasst.
Die Autorin Elizabeth Harris, die hier unter dem Pseudonym Alys Clare schreibt, ist inzwischen kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn inzwischen hat sie rund vierzig Romane geschrieben. Dennoch war sie mir bisher völlig unbekannt.
Der historische Hintergrund rund um die Krönung König Richards ist hier hinreichend beschrieben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wieso dem König oder besser gesagt dessen Mutter Eleanor so sehr an der Aufklärung dieses Falles gelegen ist. Für die weitere Handlung des Krimis und die Aufklärung des Mordes ist dies allerdings weitestgehend irrelevant. Dennoch vermag es die Autorin, ein gutes Gefühl für die Zeit an sich zu vermitteln, immer wieder fließen nebenbei Beschreibungen über die Städte oder Güter mit ein, man erfährt, wie die Menschen leben oder denken, so dass die Atmosphäre dieser Zeit gut übertragen wird. Auch wenn die Abtei Hawkenlye selbst fiktiv ist, kann man sie sich sehr gut vorstellen.
Josse d’Acquin ist eher zufällig an diesen Fall geraten, eigentlich bringt er keine besondere Qualifikation mit sich, die ihn für solche Arbeiten besonders befähigen. Er ist Ritter, war in seinen etwa dreißig Lebensjahren jedoch oft genug im Krieg, um den Kampf nicht zu suchen. In seiner Heimat wird er nicht gebraucht, und so hat er keinen Ort, den er als sein Zuhause betrachtet.
Äbtissin Helewise dagegen ist 37 Jahre alt und nach dem Tod ihres Mannes in das Kloster eingetreten. Sie ist auch nach vier Jahren im Amt noch sehr weltlich eingestellt, muss sie doch auch über das Wohl ihrer Schützlinge wachen.
Beide verfügen über einen wachen Verstand, so dass sie bald erkennen, dass es sich hier nicht um das Verbrechen handelt, nach dem es im ersten Moment aussieht.
Beide Hauptcharaktere sind sehr menschlich gezeichnet. Sie haben ihre Fehler, eine Vergangenheit, die sie mit sich tragen, und selbst wenn darüber in diesem Band nicht allzu viel durchdringt, so ist doch deutlich zu spüren, dass sich die Autorin hier Gedanken über die Vorgeschichte ihrer Figuren gemacht hat.
Andere Charaktere dagegen werden nicht so deutlich beschrieben, doch auch diese kann man kaum als Stereotype bezeichnen.
Historische Krimis zeichnen sich oft dadurch aus, dass die Ermittler in der Regel Laien sind und somit über wenig oder gar kein kriminalistisches Vorwissen verfügen, wodurch die Ermittlungen oft schleppend vorangehen. Dies ist auch hier der Fall. Die meiste Ermittlungsarbeit fällt Josse zu, der von einem Ort zum nächsten reitet, Menschen befragt, wieder zurück reist, sich wieder umhört, und am nächsten Tag dasselbe Spiel. Dabei legt er Strecken zurück, bei denen ich mir nur schwer vorstellen kann, dass ein Pferd sie an einem Tag bewältigen kann.
Der Fall selbst ist schon eher ungewöhnlich, und ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass auch die Auflösung eher unerwartet war.
Der Schreibstil ist ansprechend. Er ist nicht kompliziert, der Inhalt wird leicht verständlich vermittelt, und auch dem einen oder anderen Schachtelsatz kann man gut folgen.
Auf Zusatzmaterial muss man hier leider verzichten, jedoch ist solches auch kaum notwendig. Eine Karte wäre vielleicht schön gewesen, ebenso ein kleines Nachwort, doch wirklich vermisst habe ich diese Dinge nicht.

Fazit
Mit Sei geweiht der Hölle erfindet Alys Clare den historischen Krimi sicher nicht neu. Die Auflösung kann dennoch überraschen, die Umsetzung ist weitestgehend logisch und die Charakterzeichnung überzeugt, so dass ich hier gerne eine vorsichtige Empfehlung aussprechen möchte.

Rebecca Gablé – Teufelskrone

AutorRebecca Gablé
TitelTeufelskrone
SerieWaringham Prequel
Seitenzahl928
VerlagLübbe
ISBN978-3-785-72660-0
Bewertung

Inhalt
England, 1193: König Richard ist in Gefangenschaft geraten! Diese Nachricht muss der Königinmutter so schnell wie möglich überbracht werden, und so reitet Yvain of Waringham, Bruder eines Ritters aus Richards Gefolge, nach Winchester, wo er zudem noch mit dem Meister der Templer reden soll, um seine Aufnahme in den Orden zu erbitten.
Nach der Erfüllung seiner Aufträge trifft der Vierzehnjährige jedoch auf Richards Bruder John, den Mann, der auf gar keinen Fall zu früh von Richards Gefangennahme erfahren darf. Während Yvain noch geschickt Johns Fallen umschifft, kann er nicht ahnen, wie sehr dieses Zusammentreffen sein Leben beeinflussen soll…

Meine Meinung
Auf diesen Roman über König John habe ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut, denn Romane über diese Zeit lese ich mit am liebsten. Nun war ich gespannt, wie eine meiner Lieblingsautorinnen die Zeit und insbesondere diesen nicht gerade beliebten König beschreiben würde.
In vielen anderen Romanen und auch in Rebecca Gablés Sachbuch Von Ratlosen und Löwenherzen wird kaum ein gutes Haar an John gelassen, und so war ich überrascht, dass hier doch ein paar positive Seiten von John aufgezeigt werden – die er auch besessen haben muss, denn sonst hätte wohl kaum jemand treu zu ihm stehen können.
Die Hauptperson ist jedoch Yvain of Waringham, zu Beginn knapp fünfzehn Jahre alt und Knappe, zunächst im Haushalt seines Vaters, später dann in Johns Diensten. Wer schon den einen oder anderen Waringham-Roman gelesen hat, erkennt vielleicht etliche Wesenszüge wieder, die auch spätere Generationen in sich tragen. So ist Yvain ziemlich direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund, was ihn schon mal in Schwierigkeiten bringt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – in Johns Haushalt auch nicht unbedingt gesund – und steht treu zu seinen Freunden. Auch die Pferdeliebe nimmt hier einen wichtigen Punkt ein, denn auch wenn es die Zucht auf Waringham noch nicht gibt, so besitzt Yvain doch die Gabe, die in späteren Generationen gelegentlich auftritt.
Andere wichtige Personen in diesem Roman sind Guillaumes Frau Amabel, in die Yvain seit Jahren verliebt ist, und etliche Knappen aus Johns Haushalt, allen voran William de Braose.
Die meisten wichtigen Charaktere, fiktive wie historische, sind vielschichtig beschrieben. Sie haben positive wie negative Seiten, so dass sie menschlich erscheinen. Einzig zwei Personen stechen für mich da heraus, nämlich Yvain selbst, der der typische, überaus sympathische Gablé-Held ist, sowie Pentecôte FitzHugh, ein anderer Knappe aus Johns Haushalt, der Yvain nicht leiden kann und ihm immer wieder Steine in den Weg legt. Mich hat dies jetzt nicht gestört, jedoch kann ich mir vorstellen, dass dies nicht jedem gefallen mag.
Dieser Roman umfasst rund 23 Jahre, in denen wir den fiktiven Yvain of Waringham an Johns Seite erleben, während sein Bruder Guillaume in König Richards Diensten steht. Es gibt viele spannende Ereignisse, die meisten davon historisch belegt, die einen selbst dann mitfiebern lassen, wenn man schon mehrfach darüber gelesen hat und sie eigentlich nicht mehr überraschen oder schockieren können sollten. Daneben erfahren wir aber auch ein wenig über das Leben in der kleinen Baronie Waringham, was Fans der Reihe besonders freuen dürfte. Man erfährt, warum die Waringhams keinen weiteren Familiennamen haben – was mich in Das Lächeln der Fortuna doch sehr gewundert hat – und bekommt eine Ahnung, wie eine weitere Gabe, nämlich die Kraft der Vorsehung, in die Familie gekommen ist.
Bei einem so langen Handlungszeitraum lassen sich größere Zeitsprünge nicht vermeiden, manchmal von mehreren Wochen und Monaten, gelegentlich aber auch von einigen Jahren.
Auch wenn kriegerische Handlungen im Roman beschrieben werden, so wird doch auf die Ausschmückung grausamer Details verzichtet.
Der Schreibstil ist eher schlicht gehalten, dabei jedoch so temporeich, dass ich auch in diesem Roman nur so durch die Seiten geflogen bin und das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Da es sich um ein Prequel der Waringham-Reihe handelt und etliche Generationen vor Das Lächeln der Fortuna spielt, steht er mehr oder weniger für sich alleine und es ist nicht nötig, einen anderen Roman der Reihe oder überhaupt von der Autorin zu kennen, es nimmt aber auch keine Spannung, sollte man bereits mit den älteren Romanen vertraut sein.
Ein Nachwort über Fakt und Fiktion rundet den Roman perfekt ab, daneben gibt es noch ein Register der wichtigsten Charaktere. In der Hardcover-Ausgabe sind zudem farbige Karten auf den Innenseiten des Covers zu finden.

Fazit
Ja, ich liebe die Romane von Rebecca Gablé! Und das wird sich wohl auch nicht ändern. Da die Autorin ihrem Stil hier treu bleibt, kann ich diesen Roman all denjenigen empfehlen, die schon andere Bücher von ihr mochten, wer jedoch mit ihren Geschichten wenig anzufangen weiß, wird wohl seine Meinung durch diesen Roman kaum ändern.

Elizabeth Chadwick – Der Ritter der Königin

Autor Elizabeth Chadwick
Titel Der Ritter der Königin
Originaltitel The Greatest Knight
Übersetzer Monika Koch
Serie Marshal Band 2
Seitenzahl 608
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36903-4
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1167: William Marshal ist der vierte Sohn von John FitzGilbert, Marshal von Heinrich II. Als solcher hat er keine Aussicht auf ein Erbe und muss seinen Platz in der Welt noch finden und sich hart erarbeiten. Als Knappe im Dienst von Guillaume de Tancarville, einem entfernten Verwandten, hat der Zwanzigjährige die bestmögliche Ausbildung erhalten, doch nach seinem Ritterschlag ist seine Zukunft ungewiss, auch wenn sein Können in der Schlacht und auf Turnierplätzen schon früh überzeugt.
Im Dienst unter seinem Onkel Patrick of Salisbury tritt er ins Gefolge von Königin Eleonore ein – ein Schritt mit großen Folgen!

Meine Meinung
Der Ritter der Königin, im englischen Original The Greatest Knight, ist der erste Roman, den ich von Elizabeth Chadwick gelesen habe, und er sollte nicht der letzte bleiben. Es handelt sich hierbei um den ersten von bisher zwei Bänden (ein dritter soll kommenden März in englischer Sprache erscheinen) über das Leben William Marshals, der es als zunächst mittelloser Ritter sehr weit gebracht hat. Sogar so weit, dass ich zunächst nicht glauben konnte, dass es sich hier eben nicht um einen fiktiven Romancharakter handelt, sondern um jemanden, der tatsächlich gelebt hat, auch wenn die Autorin einige Lücken in seiner Biografie zu füllen hatte. Inwieweit nun alles historisch korrekt ist kann ich nicht beurteilen, für mich erscheint die Handlung jedoch schlüssig und ist so spannend erzählt, dass ich dieses Buch auch zum wiederholten Mal kaum aus der Hand legen konnte.
Der historische Hintergrund wird durch Heinrich II., Königin Eleonore und deren Söhne gebildet, deren Konflikte untereinander und mit Adligen des Reiches, in die William schon bald hineingezogen wird. Vorwissen über diese Zeit ist nicht nötig, um den Roman genießen zu können, aber hilfreich, will man die Feinheiten aufnehmen. Neben dem politischen Hintergrund werden immer wieder zusätzliche Beschreibungen über den Alltag bei Hofe, die Kleidung, das Leben der Menschen eingeflochten, die dafür gesorgt haben, dass ich mir das Beschriebene sehr gut vorstellen konnte und ein regelrechtes Kopfkino abgelaufen ist, ohne dass es zu viele Informationen auf einen Schlag gewesen wären.
Chadwick stellt William Marshal als jemanden dar, der durch ein Erlebnis in jungen Jahren stark geprägt ist: Ihm geht Treue zu seinem jeweiligen Herrn über alles, und auch seine eigene Ehre ist ihm wichtig. Einen Schwur spricht er nicht leichtfertig aus, im Gegensatz zu manchen seiner Zeitgenossen. Da er zudem ein guter Kämpfer, sowohl in Turnieren als auch in echten Schlachten, ist, erscheint er hier schon fast übertrieben gut, edel und geschickt, dazu noch wortgewandt und gutaussehend. Negative Seiten sucht man beinahe vergeblich, denn seine Beschreibung als Vielfraß und Langschläfer sehe ich eher als spöttische Hänselei denn als echte negative Darstellung. Und dennoch kam er mir hier nicht wie ein Übermensch vor, sondern eben als Mensch seiner Zeit, der durch seine Erlebnisse und Mitmenschen geprägt ist. Wer mehr über Williams Jugend lesen will, kann darüber in Das Banner der Königin nachlesen, dies ist aber für das Verständnis nicht notwendig.
Es kommen eine Vielzahl an überwiegend belegt historischen Personen vor, so dass es nicht gerade einfach ist, den Überblick zu behalten – ein Personenregister ist leider in meiner Ausgabe nicht vorhanden, wäre hier aber hilfreich gewesen. An der Darstellung der wenigsten Personen habe ich etwas auszusetzen. Zwar sind einige Charaktere direkt bei ihrer Einführung als Gegenspieler und mögliche spätere Feinde Williams zu erkennen, aber diese Feindseligkeiten werden stets plausibel geschildert.
Sprachlich ist der Roman wenig auffällig. Er ist vielleicht nüchterner, nicht ganz so emotional gehalten wie die manch anderer Autorinnen, dies hat mich jedoch an keiner Stelle gestört. Auch die Übersetzung scheint gelungen, nur ist es, wie schon bei Das Banner der Königin, die Übersetzung einiger Namen, die mir sauer aufstößt. Warum müssen die Namen der Plantagenets eingedeutscht werden, wenn alle anderen Namen der englischen Version des Romans entsprechen?
Zusatzmaterial ist hier kaum vorhanden, einzig eine Anmerkung der Autorin über den historischen William Marshal und eine kurze Danksagung sind enthalten. Gegen ein Personenregister und eine Karte hätte ich nichts einzuwenden gehabt.

Fazit
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Interessierte an englischer Geschichte dieser Zeit, spannend erzählt.

Katia Fox – Der goldene Thron

Autor Katia Fox
Titel Der goldene Thron
Serie Ellenweore-Trilogie Band 3
Seitenzahl 767
Verlag Bastei Lübbe
ISBN 978-3-404-16440-0
Bewertung

Achtung: Enthält Spoiler zu Das kupferne Zeichen und Der silberne Falke!

Inhalt
Tancarville, 1162: Als jüngster Sohn seines Vaters hat Guillaume kein Erbe zu erwarten. Die einzige Möglichkeit, ein Lehen zu erhalten, besteht für ihn darin, ein großer, erfolgreicher Ritter zu werden. Und so versucht er schon als Knappe, immer sein Bestes zu geben. Dies missfällt jedoch einigen seiner Kameraden, müssen sie sich an Guillaume messen lassen.
Eine Ablenkung von der Ausbildung bieten Guillaume die Sonntage, die er mit dem Schmiedelehrling Alan mit Schwertkampfübungen verbringt. Doch schon bald macht der junge Knappe eine überraschende Entdeckung, denn Alan ist gar kein Junge. Er beschließt, ihr Spiel mitzuspielen und das Geheimnis zu wahren…

Meine Meinung
Mit Der goldene Thron liegt hier der abschließende Band einer Trilogie vor, der parallel zu den beiden Vorgängern spielt. Während man die Vorgänger aber sehr gut für sich lesen kann, würde ich dies hier nicht empfehlen. Besonders im ersten Drittel werden sehr viele Szenen aufgegriffen, die bereits in Das kupferne Zeichen aus einer anderen Perspektive erzählt wurden, im späteren Verlauf werden es dann etwas weniger bekannte Szenen. Dies führt einerseits zu einigen Aha-Erlebnissen, weil sich manche Situation nun völlig anders darstellt, andererseits aber auch dazu, dass man das Gefühl hat, schon das meiste zu kennen. Dazu kommt, dass diese Szenen zum Teil völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Diese Ereignisse sind in den anderen Bänden der Reihe wichtig, die auftretenden Personen bekannt, hier wirken sie wie Fremdkörper, weil sie nur kurz erwähnt, aber noch nicht einmal in ihrer Funktion beschrieben werden. Am schlimmsten fand ich jedoch, dass es an einer Stelle zu einer großen Bedrohung kommt, die dann mal eben aus der Welt geschafft wird, während Guillaume nicht anwesend ist. Der Leser erfährt hier überhaupt nicht, was genau diese Bedrohung war, wie sie abgewendet wurde und was mit den Tätern geschehen ist, weil dies alles in Das kupferne Zeichen beschrieben wird. Selbst wenn dieses Buch eine Ergänzung zu den anderen Bänden bildet, so erwarte ich hier trotzdem, eine vollständige Geschichte vorzufinden.
Ein weiteres Problem, das ich mit dieser Erzählweise hatte, war, dass diese doppelten Szenen um Ellen und Guillaumes Sohn William exponiert beschrieben werden, William tritt immer mal wieder in Erscheinung, doch die realen Kinder Guillaumes werden kaum erwähnt, von einigen werden nicht einmal die Namen genannt.
Guillaume le Maréchal, auch als William Marshal bekannt, war einer der bekanntesten Ritter des Mittelalters. Er diente fünf gekrönten Häuptern und war selbst Regent und hat ein für die damalige Zeit nahezu biblisches Alter von über siebzig Jahren erreicht. In dieser Position, immer an der Seite von Königen, hat er ständig über politische Ereignisse auf dem Laufenden sein müssen, immer das Für und Wider einzelner Aktionen abwägen müssen. Einem solchen Mann in einem Roman von gut 760 Seiten gerecht zu werden ist eine große Herausforderung, kommen hier die oben erwähnten Probleme dazu, ist es unmöglich.
Immer wieder werden Jahre übersprungen, was der Darstellung der Charaktere nicht gerade zuträglich ist. Guillaume selbst ist hier immer und ausschließlich der gute, treue Ritter, der nie einen schlechten Gedanken hegt und im Gegensatz zu anderen Beratern nie auf eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist einfach zu positiv beschrieben, als dass die Beschreibungen glaubhaft sein könnten. Die meisten Personen auf seinem Lebensweg werden meist sehr oberflächlich beschrieben, selbst Isabelle, Guillaumes spätere Frau, die eine große Rolle in seinem Leben spielt, zeigt nicht viel Persönlichkeit.
Während Katia Fox mit ihren ersten beiden Romanen einen Blick auf die Handwerker und Kaufleute geworfen hat, sollte hier auf die herrschende Klasse, die Könige und die hohen Adeligen geschaut werden. Doch anstatt hier politische Ereignisse im Zusammenhang darzustellen, so dass man sie als Leser einfach nachvollziehen kann, werden sie oftmals oberflächlich und von sonstigen Begebenheiten losgelöst betrachtet. Hier begehrt einer der Söhne des Königs auf, da der nächste, aber warum eigentlich genau oder was dazwischen passiert ist, das wird allerhöchstens am Rande erwähnt. Mal schenkt ein König Guillaume seine Gunst, dann wieder scheint etwas gegen ihn im Gange zu sein, dann plötzlich ist wieder alle in Ordnung, aber warum nun genau, wer dahinter steckt, wer Guillaume warum in Misskredit gebracht hat, das wird nicht klar.
Ausgestattet ist der Roman mit einer kleinen Karte und einem kurzen Nachwort. Ein Personenregister hätte hier bei der großen Anzahl an Personen auf keinen Fall geschadet.

Fazit
Haben mir die ersten beiden Bände der Reihe noch recht gut gefallen und waren sie in sich stimmig, kann ich das von diesem Roman nicht gerade sagen. Wenn man dieses Buch lesen möchte, sollte man zwingend die anderen beiden Bände kennen, da die Erzählung sonst lückenhaft ist, doch auch so bietet Der goldene Thron nur einen groben Abriss über das Leben Guillaume le Maréchals.

Jack Whyte – Die Brüder des Kreuzes

Autor Jack Whyte
Titel Die Brüder des Kreuzes
Originaltitel Standard of Honor
Übersetzer Barbara Schnell
Serie Die Templer Band 2
Seitenzahl 670
Verlag Blanvalet
ISBN 978-3-442-36348-3
Bewertung

Inhalt
Heiliges Land, 1187: Bei der Schlacht von Hattin wird das Heer der Franken vernichtend geschlagen. Alexander Sinclair, ein schottischer Tempelritter, ist dem Tod nur durch die Hilfe seines Freundes Lachlan Moray entgangen. Doch Alexander ist schwer verletzt, die nächste Zuflucht, die noch nicht von den Feinden überrannt ist, weit entfernt…
Aquitanien, zwei Jahre später: Als Gegenleistung für gebotene Hilfe soll André St. Clair seinen Lehnsherrn Richard Plantagenet auf seinen geplanten Kreuzzug folgen – als Tempelritter, wenn der Orden ihn aufnehmen sollte. Als Mitglied einer geheimen Bruderschaft steht der Aufnahme kaum etwas im Wege, und schon bald erhält er seinen ersten Auftrag: Seinen Vetter Alexander Sinclair zu finden…

Meine Meinung
Nach dem enttäuschenden ersten Band hatte ich an diesen Roman recht geringe Erwartungen und war dementsprechend vorerst positiv überrascht. Die Geschichte beginnt mit der Schlacht von Hattin, man ist direkt mitten in der Geschichte drin, und die Spannung wird auch zunächst hoch gehalten. Doch nach etwa hundert Seiten kam die Ernüchterung, nämlich mit dem Bruch in der Handlung. Denn hier zeigt sich, dass dieser Band genau die gleichen Schwächen aufweist wie der Auftakt der Trilogie: Anstatt einem roten Faden zu folgen, einen Handlungsbogen auszubreiten und sich an ihm entlangzuhangeln, anstatt die Erwartungen an den Roman zu erfüllen, die auf den ersten Seiten geschürt werden, verliert sich der Autor in Beschreibungen von Botendiensten, die André St. Clair für seinen ehemaligen Lehnsherrn ausführen soll, und das, obwohl er doch als Novize bei den Templern nur noch diesen Gehorsam schuldig sein sollte, sowie der Vorbereitungen für den Kreuzzug und die Reise nach Outremer. Dadurch hatte ich das Gefühl, als ob der Autor einfach drauflos geschrieben hätte, völlig ohne Konzept.
Dabei nimmt es der Autor auch nicht ganz genau, was historische Details anbelangt. So wird aus dem römisch-katholischen Kaiser Friedrich Barbarossa mal eben ein Anhänger der orthodoxen Kirche, und auch der Deutsche Orden – der zu dem Zeitpunkt der Romanhandlung noch gar nicht gegründet war – soll dieser angehören. Aus König Richard wird auch mal eben ein Judenhasser, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um diese zur Belustigung seines Hofes zu quälen, während ich bisher immer der Meinung war, dass Richard mehr oder weniger darum bemüht war, die Juden in seinem Land zu schützen. Erklärungen dazu, beispielsweise in einem Nachwort, sind leider nicht vorhanden, und so bleiben diese Behauptungen in der Luft stehen.
Was es mit der geheimen Bruderschaft auf sich hat, wird hier nur am Rande erläutert, wer weitergehende Informationen sucht, muss den ersten Band der Reihe lesen. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass die Existenz einer solchen Bruderschaft überhaupt möglich gewesen wäre, schaut man sich die religiösen Verhältnisse des Mittelalters an. Und so ist es meiner Meinung nach ganz gut, dass sie hier eher als Mittel zum Zweck dient und nicht als wesentlicher Inhalt des Romans.
Die Schreibweise ist durchaus fesselnd, der Autor versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen. Leider wird sehr häufig im entscheidenden Moment weggeblendet, das Ergebnis dem Leser beiläufig mitgeteilt, so dass ich mich häufig gefragt habe, warum diese Episode eigentlich beschrieben wurde, statt dem Leser ebenfalls eine Kurzfassung zu präsentieren.
Die beiden Hauptpersonen Alexander und André sind schnell charakterisiert: Sie sind belesen, gebildet und lernen schnell, sie sind gute Kämpfer mit Schwert und Armbrust, und Ehre ist für sie essentiell, kurz gesagt entsprechen sie einem hohen Ritterideal und sind dabei doch langweilig und austauschbar.

Fazit
Wie schon im ersten Band hätte man aus diesem guten und auch spannenden Ansatz eine wunderbar fesselnde Abenteuergeschichte machen können, doch kann der spannende Schreibstil das verschenkte Potenzial und die sehr freie Interpretation historischer Details nicht ausgleichen.