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James Aitcheson – Die Ritter des Nordens

AutorJames Aitcheson
TitelDie Ritter des Nordens
OriginaltitelThe Splintered Kingdom
ÜbersetzerBernhard Weber
SerieConquest Band 2
Seitenzahl540
VerlagGoldmann
ISBN978-3-442-47975-7
Bewertung

Inhalt
England, 1070: Nachdem der junge Ritter Tancred a Dinant Ruhm in Eoferwic erworben hat, wird er mit einem kleinen Gut an der Grenze zu Wales belehnt. In letzter Zeit mehren sich die Angriffe der Waliser auf seine neue Heimat, so dass sich Tancred immer öfter zur Wehr setzen muss.
Schon bald benachrichtigt ihn sein Lehnsherr, dass sich die Waliser und die Angelsachsen gegen die Normannen verbündet haben und einen Angriff planen, während gleichzeitig die Küsten von den Nordmännern bedroht werden. Und so bleibt Tancred nichts anderes übrig, als erneut in den Kampf zu ziehen…

Meine Meinung
Bei Die Ritter des Nordens handelt es sich um den zweiten Band einer Trilogie um den fiktiven bretonisch-normannischen Ritter Tancred a Dinant. Kernpunkt des Romans sind die Schwierigkeiten, denen sich die Normannen in England in den Jahren nach der Eroberung ausgesetzt sehen, und die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden. Der deutsche Titel erschließt sich mir hier nicht, er scheint völlig willkürlich gewählt zu sein, denn Ritter aus dem Norden gibt es hier nicht. Der Originaltitel The Splintered Kingdom, zu Deutsch in etwa „Das zersplitterte Königreich“, drückt dagegen treffend aus, worum es geht, nämlich um das von von vielen Splittergruppen bedrängte normannische Reich.
Im Verlauf des Romans wird immer wieder auf vergangene Ereignisse Bezug genommen, ohne dass jedoch explizit zusammengefasst wird, was im ersten Band, Der Pakt der Schwerter, geschehen ist. Aus diesem Grund empfiehlt es sich nicht, diesen zweiten Band für sich oder mit einem großen zeitlichen Abstand zum ersten zu lesen, da einem sonst zu viel entgeht.
Zwischen dem Ende des ersten und dem Beginn des zweiten Bandes liegt etwa ein Jahr, über das der Leser nicht allzu viel erfährt, das aber auch nicht allzu ereignisreich gewesen sein dürfte.
Tancred ist inzwischen in Earnford nahe der walisischen Grenze heimisch geworden. Er hat seine eigenen Ritter, zudem lernt er die englische Sprache, um sich mit seinen Untergebenen verständigen zu können. Und er hat eine Geliebte, die sein Kind erwartet. Doch als sein Lehnsherr ihn ruft, muss der Ritter in den Krieg ziehen.
Als Ich-Erzähler lässt Tancred einen daran teilhaben, wie er diese schwierige Zeit erlebt. Das Warten, die strategische Planung, kleinere Konflikte, die sich aufbauschen und gefährliche Ausmaße annehmen, all das erfährt der Leser aus erster Hand.
Dabei ist Tancred doch sehr von sich selbst eingenommen, obwohl er doch nur ein kleiner Ritter ist. Als großer, starker Mann, der geschickt im Kampf ist und gut taktieren kann, hat er sich einen gewissen Ruf erworben, den es immer wieder zu verteidigen gilt.
Und so verwundert es wohl kaum, dass sich der Roman weitestgehend mit Kämpfen beschäftigt. Er beginnt mit einem kleinen Feldzug gegen walisische Räuber und Plünderer, beschreibt hier einen kleinen Kampf unter wenigen Personen, dann einen großen Kriegszug, einen Überfall hier, eine Kriegslist dort.
Ein wenig erscheint Tancred als Übermensch, dass er so viele große und kleine Kämpfe nahezu unverletzt übersteht, jedoch wird schon deutlich, dass es sich nicht um harmlose Scharmützel handelt.
Dennoch gibt es auch zartere Themen. Zwar nimmt die Liebe keine zentrale Rolle ein, dennoch gibt es hier zwei Frauen, denen Tancred Zuneigung entgegenbringt, und das auf eine verständliche Art und Weise, nicht übertrieben stark, aber auch nicht so, als wäre dieser Aspekt der Handlung völlig unwichtig.
Auch die eine oder andere interessante Wendung darf man hier erwarten, die ich so nicht vorhergesehen hätte, die aber der Handlung gut tut.
Während Tancreds Charakter recht gut dargestellt wird, bleiben nahezu alle anderen Figuren blass oder erscheinen schablonenhaft, insbesondere die Freunde und Untergebenen Tancreds sind absolut austauschbar und sind kaum mehr als Namen auf dem Papier. Manche von ihnen werden im Verlauf des Romans etwas genauer beschrieben, was aber kaum hilft, wenn sie schon über mehrere hundert Seiten gesichtslose Kämpfer nicht näher beschriebenen Alters waren. Dies wird durch die Ich-Erzählung begünstigt, da so einzig Tancreds Sicht berücksichtigt wird. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen, was der Geschichte gut getan hätte.
Für eine Ich-Erzählung ist der Schreibstil zudem vergleichsweise nüchtern. Zwar sind die Beschreibungen sehr bildlich, man kann sich die Umgebung oder die Handlungen recht gut vorstellen, diese Erzählperspektive lässt aber auch zu, dass der Erzähler Einfluss auf die Stimmung seiner Geschichte nimmt und die Handlung dadurch emotional einfärbt. Und dies fehlt mir hier doch ein wenig, um wirklich mit Tancred mitfiebern zu können.
Während also die Handlung grundsätzlich viel Spannung aufweist, wird durch die sehr blassen Charaktere viel Potenzial verschenkt.
Um den Leser ein wenig stärker in die Zeit vor knapp tausend Jahren zurückzuführen, hat sich James Aitcheson dazu entschieden, die Ortsnamen in zeitgenössischer Schreibweise zu verwenden. Dazu findet sich auch eine Erklärung im Buch.
Als weiteres Zusatzmaterial gibt es eine Karte Englands sowie ein Nachwort, in dem auf die historischen Ereignisse eingegangen wird.

Fazit
Ein eigentlich spannender zweiter Band einer Trilogie, der sehr auf Kämpfe fokussiert ist, dessen blasse Charaktere aber den Lesespaß deutlich mindern.

James Aitcheson – Der Pakt der Schwerter

Autor James Aitcheson
Titel Der Pakt der Schwerter
Originaltitel Sworn Sword
Übersetzer Jochen Stremmel
Serie Conquest Band 1
Seitenzahl 542
Verlag Goldmann
ISBN 978-3-442-47713-5
Bewertung

Inhalt
Dunholm, 1069: Seit drei Jahren steht England unter normannischer Herrschaft, doch nicht alle Engländer akzeptieren ihren neuen König.
Tancred a Dinant ist ein Ritter im Gefolge von Lord Robert de Commines, der kürzlich als Earl von Northumbria eingesetzt worden ist. Doch immer wieder kommt es zu feindlichen Übergriffen.
Als die Stadt von Angelsachsen überrannt wird, kann sich Tancred schwer verletzt nach Eoferwic retten. Doch auch Eoferwic ist nicht sicher, und so erhält er von Guillaume Malet den Auftrag, dessen Frau und Tochter nach Lundene und Malets Kaplan, den Angelsachsen Ælfwold, im Anschluss nach Wiltune zu geleiten. Doch was für eine Botschaft soll überbracht werden? Kann Tancred Malet trauen?

Meine Meinung
Der Pakt der Schwerter ist der Debütroman des noch recht jungen britischen Autors James Aitcheson, in dem die Zeit nach der Eroberung Englands aus normannischer Perspektive betrachtet wird.
Dabei konzentriert sich der Autor auf die Ereignisse, wie sie aus Sicht eines Kriegers geschehen, indem er den Bretonen Tancred die Geschichte erzählen lässt.
Zu Beginn wird der Leser mitten in die Geschichte hineingeworfen. Wer Tancred und seine Gefährten sind erfährt der Leser zum Teil in Rückblicken, abgesehen davon wird nur betrachtet, was um den Ritter herum gerade passiert. Was während Tancreds Reisen andernorts geschieht, erfährt der Leser allenfalls im Nachhinein, wenn Informationen ausgetauscht werden. Dadurch ist der Blick doch recht eingeschränkt, der Gesamtzusammenhang fehlte mir an mancher Stelle und die Kämpfe, in die Tancred hineingerät, erschienen dann doch ein wenig beliebig.
Nicht immer war die Handlung völlig logisch. So trägt Tancred eine tiefe Wunde am Bein davon, doch nur wenige Tage später ist diese völlig verheilt, nur eine Narbe bleibt zurück, und kämpfen kann er auch schon wieder. Und dies ist nicht die einzige Logiklücke. Dennoch erscheint die Geschichte auf mich nicht völlig unglaubwürdig, im Großen und Ganzen hätte die Handlung so wohl stattfinden können.
Tancred als Ich-Erzähler ist eigentlich ein interessanter Charakter. Er vereint klösterliche Bildung mit vielen Jahren Schwertkampftraining, ist dabei aber der Kirche nicht extrem negativ gegenüber eingestellt. Auch ist er seinem Herrn Robert schon lange treu, so dass es ihm schwer fällt, sich anderweitig zu binden. Nicht immer durchdenkt er seine Handlungen bis zum Schluss, sondern handelt oft spontan.
Neben Tancred treten noch viele anderen Charaktere auf, doch schafft es Aitcheson leider nicht, diese durch Tancreds Sicht so zu beschreiben, dass sie Persönlichkeit erhalten. Insbesondere seine Gefährten blieben mir zu blass und austauschbar, die meisten anderen Personen werden nur einseitig beschrieben.
Grundsätzlich ist der Roman recht flüssig zu lesen, an einigen wenigen Stellen tauchen angelsächsische Wörter und Sätze auf, die nicht immer übersetzt werden. Die Bedeutung kann man sich zum Teil herleiten, für das Verständnis sind sie nicht wichtig, jedoch verdeutlichen sie Tancreds Sprachbarriere. Nicht ganz zufrieden war ich allerdings damit, dass die Normannen hier häufig als Franzosen bezeichnet werden, denn während dies in unserer Zeit korrekt ist, handelt es sich im 11. Jahrhundert um völlig unterschiedliche Völker, die nur die gleiche Sprache sprechen. Dies kollidiert zudem damit, dass Ortsnamen in ihrer alten Form verwendet werden. Ob dieser Fehler nun auf eine schlechte Übersetzung oder auf eine ungenaue Wortwahl des Autors zurückzuführen ist kann ich nicht einschätzen.
Wie man es von halbwegs aktuellen Romanen gewohnt ist, weist auch dieser Roman ein wenig Zusatzmaterial auf. Neben einer Karte gibt es eine Auflistung der Orte in mittelalterlicher und aktueller Schreibweise, zudem ist ein Nachwort zu finden, in dem der Autor Fakten und Fiktion trennt.

Fazit
Ein Roman in der Tradition Bernard Cornwells, in dem sehr viel gekämpft und gereist wird. An Cornwell reicht Aitcheson noch nicht heran, doch für einen Debütroman ist dieses Buch nicht schlecht.

Patricia Bracewell – Die Normannin

Autor Patricia Bracewell
Titel Die Normannin
Originaltitel Shadow on the Crown
Übersetzer Anja Schünemann
Serie Emma von der Normandie Band 1
Seitenzahl 633
Verlag RoRoRo
ISBN 978-3-499-26944-8
Bewertung

Inhalt
Normandie, 1001: Die fünfzehnjährige Emma ist die jüngste Schwester des Herzogs und als solche eine gute Partie auf dem Heiratsmarkt. Als nun Æthelred, der König der Angelsachsen, durch eine Heirat Verbindungen zur Normandie knüpfen will, ist es an ihr, diesen Pakt zu besiegeln, denn sie ist erwachsener als ihre ältere Schwester und zudem sprachbegabt, eine Eigenschaft, die sie in ihrer neuen Heimat dringend benötigen wird.
König Æthelred ist jedoch wesentlich älter als Emma und hat eigene Kinder in ihrem Alter, Söhne, die ihre Stellung als Thronfolger bedroht sehen, sollte die junge Frau ebenfalls Söhne bekommen. Und auch Elgiva, Tochter des Ealdormans von Northumbria, hasst die Normannin, hat sie sich doch bereits in der Rolle der neuen Königin gesehen…

Meine Meinung
Der Titel des Romans ist leider sehr nichtssagend, beinahe hätte ich diesen Roman deshalb übersehen. Der Originaltitel Shadow on the Crown ist dagegen wesentlich aussagekräftiger und deutet an, worum es hier geht, nämlich um eine junge Königin, deren Stand von mehreren Seiten bedroht wird.
Bei diesem Roman handelt es sich um den Auftakt einer Trilogie über Emma von der Normandie. Emma war eine der großen Frauen im Mittelalter, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel bewegt haben. Ihre späteren Jahre sind gut dokumentiert, über ihre Jugend und die Zeit an Æthelreds Seite ist allerdings weniger bekannt.
Patricia Bracewell hat gründlich recherchiert und ein stimmiges Bild einer jungen Königin geschaffen, die in einer neuen Umgebung überwiegend Ablehnung erfährt. Die Verbindung zwischen den Angelsachsen und den Normannen, auf die der spätere Thronanspruch von William I. zurückgeht, die Bedrohung der englischen Küsten durch die Wikinger, die Haltung der Normannen in dem Konflikt, all das sind Themen, die hier angesprochen werden. Politische Zusammenhänge werden einfach dargestellt, so dass man kein Vorwissen benötigt, sie machen jedoch einen nicht geringen Teil der Handlung aus. Lücken in Emmas Biografie und im historischen Ablauf wurden gekonnt gefüllt und mit den Tatsachen zu einer spannenden Geschichte verflochten. Das Ende des Romans bietet mit einem Wendepunkt in Emmas Leben einen passenden vorläufigen Abschluss, es wird auf Cliffhanger verzichtet, trotzdem hat er mich neugierig auf die Fortsetzung gemacht.
Alle paar Kapitel ist ein Ausschnitt aus der Angelsächsischen Chronik abgedruckt, der von dem handelt, was auf den folgenden Seiten beschrieben wird. Dadurch weiß man zwar oft schon grob, was passiert, doch gelegentlich stellt die Autorin dies ganz anders dar, als es die Verfasser der Chronik wahrgenommen haben, so dass diese Ausschnitte meine Neugier nur weiter geschürt haben. Wer aber gänzlich ohne Spoiler weiterlesen möchte, kann diese kurzen Absätze aber auch gut überspringen, da sie eindeutig gekennzeichnet sind.
Die meisten Charaktere werden glaubwürdig dargestellt, ohne dass sie schablonenhaft wirken. Dabei sind die Personen überwiegend historisch belegt, selbst bis hin zu den Nebenrollen.
Emma wird hier als recht erwachsene Fünfzehnjährige beschrieben, die versucht, mit ihrer Situation so gut es geht zurechtzukommen. Sie wird sympathisch dargestellt, so dass ich mit ihr über die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren, mitgefühlt habe. Anstatt sich aber alles gefallen zu lassen, nimmt sie die Zügel, sofern es ihr möglich ist, selbst in die Hand, ohne dabei aber aus ihrer Rolle zu fallen.
König Æthelred dagegen nimmt hier die Position eines Monarchen ein, der aus Angst, seine Stellung könnte bedroht werden, alle Menschen in seinem Umfeld gegen sich aufbringt. Er war mir von Beginn an unsympathisch, jedoch ist auch seine Haltung in sich stimmig.
Einzig Elgiva, die Tochter eines Ealdormans, war mir als Gegenspielerin Emmas zu schablonenhaft dargestellt, um mich völlig überzeugen zu können.
Der Schreibstil in der Übersetzung ist flüssig zu lesen, so dass die Handlung dadurch gut transportiert wird. Übermäßige Längen habe ich keine festgestellt, hier wurde ein gutes Gespür für das richtige Timing gezeigt. Einige spezielle Begriffe kommen zwar im Roman vor und können den Lesefluss unterbrechen, diese werden jedoch in einem Glossar erklärt.
Daneben gibt es noch ein kurzes Personenregister, das Mitglieder von Adel und Klerus listet, eine Karte Englands, in der die wichtigsten Handlungsorte eingezeichnet sind, sowie ein Nachwort zum historischen Kontext.

Fazit
Hinter dem wenig aussagekräftigen Titel steckt für mich eine der großen Überraschungen dieses Jahres, mit ihrem Debütroman konnte mich Patricia Bracewell voll überzeugen. Wer Bücher von Elizabeth Chadwick mag und sich für diesen Zeitraum der englischen Geschichte interessiert, wird möglicherweise auch mit diesem Roman seine Freude haben.

Sabrina Qunaj – Das Blut der Rebellin

Autor Sabrina Qunaj
Titel Das Blut der Rebellin
Serie Geraldines Band 2
Seitenzahl 699
Verlag Goldmann
ISBN 978-3-442-47989-4
Bewertung

Inhalt
Südwales, 1146: Die achtjährige Isabel de Carew wohnt mit ihrer Familie friedlich auf Burg Llansteffan, während in England ein Bürgerkrieg um die Nachfolge des verstorbenen Königs herrscht. Doch dann greifen walisische Rebellen die normannischen Besitzungen an. Der Anführer des Angriffs ist jedoch Cadell, der Fürst von Südwales und Verwandter Isabels, und so kommen die Frauen und Kinder mit einem Schrecken davon.
Fünf Jahre später: Isabel soll mit dem Sheriff von Pembroke verlobt werden und die Zeit bis zur Hochzeit bei ihrer zukünftigen Schwiegermutter verbringen. Doch auf dem Weg dorthin trifft ihre Reisegruppe auf Männer des Sheriffs, die unbewaffnete Waliser angreifen. Unter den Gejagten befindet sich auch Cadell…

Meine Meinung
Ist über Isabels Großmutter Nesta ferch Rhys noch recht viel bekannt, so ist Isabel de Carew wenig mehr als ein Name im Stammbaum. Doch aus den wenigen Informationen, die über sie zu finden waren, hat Sabrina Qunaj einen spannenden Roman gemacht, der in die Vergangenheit entführt und Isabels Leben zeigt, wie es tatsächlich hätte gewesen sein können.
Isabel wird dabei von Beginn an als kleine Rebellin dargestellt, die sich im Umgang mit der Steinschleuder übt und sich für die Geschichten ihrer Großmutter Nesta interessiert. Dadurch hat sie starke Sympathien für die Waliser entwickelt, deren Unterdrückung sie nicht gut heißt, erkennt sie doch selbst in jungen Jahren, dass Gewalt nur weitere Gewalt hervorruft.
Isabels Verlobter, der Sheriff, ist solch ein Unterdrücker, der seine Machtposition missbraucht. Schnell wird klar, dass Isabel an seiner Seite nicht glücklich werden wird. Unterstützung erhält sie dagegen von Ralph le Walleys, der wie sie normannisches uns walisisches Blut in sich trägt und ein Geheimnis mit Isabel teilt.
An dieser Personenkonstellation kann man schon in etwa erkennen, in welche Richtung sich dieser Roman entwickelt. Doch kann man hier viel mehr erwarten als eine einfache Liebesgeschichte.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Auch wenn einige von ihnen zunächst in ihren Rollen festgelegt scheinen, so wurde ich doch immer mal wieder überrascht. Die Haltung der Charaktere wird dabei überwiegend begründet, selbst der Sheriff hat einen Grund für sein Verhalten. Eine Entwicklung ist in vielen Fällen feststellbar, ein sehr gutes Beispiel dafür bietet Lady Hayt, die Mutter des Sheriffs, und auch die Frage, ob sich die Einstellung einzelner Personen über die Jahre hinweg vielleicht geändert haben könnte, kommt immer wieder auf.
Isabels Erlebnisse im späteren Verlauf des Romans mögen stellenweise recht weit hergeholt wirken, doch sind sie in meinen Augen im Rahmen des Möglichen, haben Frauen doch unter den Walisern eine ganz andere Stellung als unter den Normannen.
Der Roman deckt einen Zeitraum von gut zwanzig Jahren ab. Gelegentlich gibt es Lücken von einigen Monaten oder Jahren, doch hatte ich nie das Gefühl, dass die Lücken in der Geschichte störend wären oder dass ich etwas verpasst hätte. Immer wieder gibt es Stellen, an denen ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte, so gespannt war ich auf den Ausgang der Ereignisse. Dabei ist die Handlung mit dem historischen Hintergrund verflochten, denn der Kampf der Waliser gegen die Normannen spielt eine wesentliche Rolle im Leben Isabels. Die politischen Zusammenhänge werden einfach erklärt, wobei hier der Schwerpunkt auf die walisische Geschichte gelegt wird und die Ereignisse in England nur insofern beschrieben werden, wie sie für die Romanhandlung notwendig sind.
Der Erzählstil ist dabei flüssig und angenehm zu lesen, ein paar wenige regional geprägte Ausdrücke sind mir jedoch aufgefallen und haben mich gelegentlich stutzen lassen.
Dem Roman vorangestellt sind Stammbäume der walisischen Fürstenfamilien sowie ein Personenregister mit Hinweisen zur Aussprache der walisischen Namen, zudem findet sich ein Glossar zu walisischen Begriffen zusammen mit einem Nachwort zum historischen Kontext am Ende des Buches.

Fazit
Wieder einmal ein wunderbarer Roman aus der Feder Sabrina Qunajs. Wer sich für die Geschichte Wales interessiert und sich schon für Die Tochter des letzten Königs begeistern konnte, wird auch hier wenig falsch machen.

Vielen Dank an den Goldmann-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

Ulf Schiewe – Die Rache des Normannen

Autor Ulf Schiewe
Titel Die Rache des Normannen
Serie Robert Guiscard Band 2
Seitenzahl 412
Verlag Knaur
ISBN 978-3-426-51317-0
Bewertung

Inhalt
Süditalien, 1054: Inzwischen leben die Normannen schon einige Jahre im Land, doch noch immer sind sie nicht gerade gerne gesehen. Als Gaitelgrima, die Gräfin von Apulien, in ihre Heimatstadt Salerno reisen will, um ihren Sohn dort im Kreise der Familie taufen zu lassen, beauftragt Robert Guiscard seinen Schildträger Gilbert mit ihrem Schutz. Zudem soll er Gaitelgrimas Bruder Guaimar, dem Prinzen von Salerno, ein grausiges Geschenk übergeben.
In Salerno aber herrscht Unfriede, denn etliche Edelleute sind mit Guaimars Regierung nicht zufrieden, darunter auch die Schwager des Prinzen.
Gilbert hat aber auch eigene Sorgen, denn ein beunruhigender Traum lässt ihn um seine Geliebte Gerlaine fürchten…

Meine Meinung
Hatte ich beim ersten Band noch meine Probleme mit Gilbert als Ich-Erzähler, weil die Schilderungen der Ereignisse zu unpersönlich waren, hat der Autor hier das richtige Maß zwischen neutraler Berichterstattung und ausschweifender Selbstdarstellung des Protagonisten gefunden. Man erfährt mehr über Gilbert selbst, der seit dem ersten Band erwachsen geworden zu sein scheint, über seine Gedanken, Befürchtungen und Reaktionen, er ist nicht nur mehr der Erzähler, sondern hat Persönlichkeit hinzugewonnen. Doch auch die Gemeinschaft der Normannen wird weiterhin betrachtet, wobei hier jedoch einige der Normannen eher blass bleiben und man über sie wenig erfährt.
Ein Personenregister hilft dabei, den Überblick über die meisten Charaktere zu behalten, noch besser wäre es aber, die Bände dieser Reihe möglichst am Stück zu lesen, da die altbekannten Personen nur oberflächlich vorgestellt werden. Mir hat es auf jeden Fall sehr geholfen, Das Schwert des Normannen zu kennen, denn ohne Vorkenntnisse hätte ich mich wohl verloren gefühlt. Einige neue Personen werden jedoch sehr anschaulich beschrieben, sowohl vom Äußeren als auch charakterlich, so dass diese mir zum Teil näher waren als die bekannten Gefährten.
Auch mein zweiter großer Kritikpunkt am ersten Band, der unübersichtliche zeitliche Ablauf der Ereignisse, spielt hier keine Rolle. Das liegt aber auch daran, dass sich der Roman mit nur einem Ereignis beschäftigt und nicht über verschiedene Episoden berichtet wird. Und dieses Ereignis hat es tatsächlich in sich, ist es doch historisch belegt, auch wenn die Überlieferung viel Freiraum für Spekulationen lässt, den Ulf Schiewe gekonnt genutzt hat. Genau solche Romane, die überlieferte Ereignisse mit Leben füllen, lese ich am liebsten.
Der Autor vermag es, die Bedrohung, die die Normannen unter den Lombarden erfahren, so darzustellen, dass ich sie die ganze Zeit gespürt habe. Die Umgebung wird aus Sicht des Kriegers beschrieben, so dass man sie sich gut vorstellen konnte, ohne dass diese Beschreibungen jedoch zu ausführlich wurden. Dadurch ist die Erzählung sehr temporeich. Auch diverse Kämpfe werden anschaulich geschildert, auf allzu detailreiche Beschreibungen wird aber verzichtet. Da die Normannen nicht als Übermenschen dargestellt werden, sondern sie auch Verluste zu beklagen haben, wirkt der Roman authentisch. Einzig der Hund, der sich nach ein wenig Zuneigung sehr anhänglich zeigt, will mir in seiner Darstellung nicht so recht gefallen.

Fazit
Die Rache des Normannen hat mir ein wenig besser gefallen als der erste Band, aber noch ist ein wenig Luft nach oben. Wer sich für Robert Guiscard und die Geschichte Süditaliens interessiert, sollte sich diese Reihe auf jeden Fall genauer anschauen.

Vielen Dank an den Knaur-Verlag und Lovely Books für das Leserunden-Exemplar!