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Robyn Young – Die Blutritter

AutorRobyn Young
TitelDie Blutritter
OriginaltitelCrusade
ÜbersetzerNina Bader
SerieBrethren-Trilogy Band 2
Seitenzahl766
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36658-3
Bewertung

Achtung: Diese Rezension enthält kleinere Spoiler zu Die Blutschrift!

Inhalt
Akkon, 1274: Im Heiligen Land ist es verhältnismäßig ruhig, denn der Waffenstillstand, der zwischen den westlichen Mächten und Sultan Baybars geschlossen wurde, hält schon mehrere Jahre. Für einige venezianische Händler, die mit dem Krieg ihr Geld verdienen, ist dies allerdings eine Katastrophe. Und so setzen sie alles daran, den Krieg wieder aufleben zu lassen.
Auch auf Seiten der Mameluken sind einige der Berater Baybars der Meinung, man solle den Waffenstillstand beenden und die Christen endlich aus dem Land jagen.
Die Mitglieder der Anima Templi und deren Verbündete haben alle Hände voll zu tun, um genau dies zu verhindern…

Meine Meinung
Brauchte Die Blutschrift noch recht viele Seiten, um in Schwung zu kommen, weil erst so viele Charaktere eingeführt wurden, beginnt der zweite Band der Reihe wesentlich weniger gemächlich. Sehr schnell ist man mitten in der Geschichte drin. Dies liegt unter anderem daran, dass viele der handelnden Charaktere bereits bekannt sind, sie werden nur kurz noch einmal vorgestellt. Und auch an die Handlung des Vorgängers wird hier angeschlossen, wenn auch nicht direkt, da ja mehrere Jahre zwischen den beiden Büchern liegen. Aus diesem Grund würde ich es nicht empfehlen, mit dem zweiten Band in die Trilogie einzusteigen.
Will ist erwachsen geworden, er ist nicht mehr der Hitzkopf, als der er im ersten Band aufgefallen ist, sondern hat aus seinen Fehlern gelernt. Seine Entschlussfähigkeit wurde dadurch jedoch nicht gemindert, er ist noch immer für spontane Ideen gut.
Wills alter Jugendfreund und späterer Feind Garin de Lyons dagegen scheint aus seinen Fehlern nichts gelernt zu haben, er gibt noch immer Anderen die Schuld für seine derzeitige Lage. Er ist über seine Situation unglücklich, findet aber keinen Weg hinaus aus seinem Dilemma.
In ihrer Darstellung sind beide Charaktere überwiegend glaubwürdig, sind sie doch menschlich dargestellt. Auch ihre Motivation, im positiven wie negativen Sinn, ist klar erkennbar, wodurch ihre Entscheidungen nachvollziehbar sind, auch wenn sie nicht zwingend logisch erscheinen.
Elwen, die Will schon seit seiner Jugend liebt, spielt hier eine größere Rolle als noch im Vorgänger, beeinflusst sie doch die Handlung maßgeblich. Sie selbst kam mir in ihrer Einstellung schon recht modern vor, ist sie doch eine alleinstehende Frau, die ihren eigenen Weg geht und sich keine Vorschriften machen lässt. Die Liebesgeschichte, die im Vorgänger schon angedeutet wurde, nimmt hier größere Ausmaße an, bildet aber nicht den Schwerpunkt des Romans.
Die Handlung selbst hat nicht den einen großen Spannungsbogen, vielmehr gibt es mehrere Ereignisse, die nacheinander erfolgen und zwischen denen zum Teil wiederum mehrere Jahre liegen, die aber von einem großen Handlungsbogen überspannt werden. Zwar gab es schon im Vorgänger immer mal wieder Pausen von mehreren Monaten oder Jahren, doch kam mir der zweite Band wesentlich zerstückelter vor.
Einzelne Episoden sind zudem leider nicht unbedingt glaubwürdig, beispielsweise Elwens Erlebnisse während und nach eines Überfalls auf eine Stadt. Auch war die Handlung von verschiedensten Verschwörungen geprägt, was dann doch ein wenig viel des Guten war.
Die Einblicke in die Gegenseite, in die Handlung auf Seiten der Mameluken, ist wie zuvor sehr interessant. Dies verhindert, dass man die Parteien in „Gute“ und „Böse“ aufteilt. Auch dienen die tieferen Einblicke wesentlich der Verständnis der einzelnen Entscheidungen.
Zusatzinformationen wie ein Nachwort der Autorin, Karten etc. gibt es leider in meiner Ausgabe (2. Auflage) noch nicht, spätere Ausgaben sind da meines Wissens nach umfangreicher und bieten zudem noch ein Glossar und ein Personenregister.

Fazit
Wieder einmal ein spannender Roman aus der Feder Robyn Youngs, der aber nicht ganz an den ersten Band der Trilogie heranreicht. Empfehlenswert für Leser, die sich für die Tempelritter und Kreuzzüge interessieren und dabei auch mal die andere Seite kennen lernen wollen.

Robyn Young – Die Blutschrift

AutorRobyn Young
TitelDie Blutschrift
OriginaltitelBrethren
ÜbersetzerNina Bader
SerieBrethren-Trilogy Band 1
Seitenzahl703
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36657-6
Bewertung

Inhalt
London, 1260: Das Leben im Hauptquartier der Tempelritter ist nicht immer leicht für den dreizehnjährigen Sergeanten William Campbell. Besonders der Gehorsam fällt ihm schwer, und auch den vielen Gottesdiensten kann er wenig abgewinnen. Dennoch will er sein großes Ziel erreichen und wie sein Vater den Mantel der Tempelritter tragen.
Sein bester Freund Garin de Lyons dagegen wendet sich immer mehr von William ab, seit die beiden bei einer Unterredung zwischen Templern und dem König dabei sein durften. Hat er etwas vor Will zu verbergen?
Im Heiligen Land kämpft währenddessen der Mamelucken-Offizier Baybars gegen die Mongolen und arbeitet darauf hin, seinen Sultan zu stürzen.
Und dann ist da noch ein verschwundenes Buch…

Meine Meinung
Die Blutschrift ist einer der Romane, bei dem mir die Zeit beim Lesen wie im Flug vergangen ist. Ich habe gar nicht mitbekommen, wie weit ich schon gekommen war, als ich die erste Pause eingelegt habe. Zu schnell waren die ersten 200 Seiten vorbei, dabei hätte ich vom Inhalt her erwartet, weit weniger gelesen zu haben. Dies mag dem Anschein erwecken, als ob auf vielen Seiten wenig passiert. Stattdessen werden einfach mehrere Parteien beleuchtet. Für mich war diese Anzahl der Parteien und Personen allerdings genau richtig, genügend, damit die Geschichte nicht langweilig wird, aber auch nicht so viele, als dass man ständig durcheinander kommen könnte.
Hauptperson ist Will Campbell, ein Junge bzw. junger Mann, der eigentlich nur deshalb Tempelritter werden will, damit sein Vater auf in stolz sein kann und ihm verzeiht. Er bemüht sich meistens, den Regeln nach zu handeln, selbst wenn er nicht allzu überzeugt von ihnen ist. Eine Liebesgeschichte gibt es hier natürlich auch, denn ganz ohne geht es doch nicht. Diese nimmt allerdings in diesem ersten Band einer Trilogie nicht allzu viel Raum ein, erklärt aber Wills Verhalten an einigen Stellen. Nicht immer ist Will sympathisch, meist jedoch sind seine Handlungen nachvollziehbar.
Doch es kommen auch noch einige andere Personen vor, einige sind Freunde, andere Feinde von Will, dem Orden, der Christenheit. Jede Partei hat dabei ihre eigene Motivation, niemand handelt ohne Grund, selbst wenn dieser in der fernen Vergangenheit liegen sollte.
Es geht aber auch um das Leben der Tempelritter, die Kämpfe in Outremer, die Städte, die von den Mamelucken angegriffen und erobert werden. Dabei beschränkt sich die Darstellung nicht auf die Position der Templer, stattdessen wird auch die Position der Mamelucken beleuchtet, indem sich ein ganzer Handlungsstrang Baybars und seinen Zielen widmet, und auch sein Privatleben wird in Ansätzen beschrieben.
Die – zumindest im Deutschen – titelgebende Schrift spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, dient aber hauptsächlich dazu, die Handlung voranzutreiben. So wechselt das Buch schon gelegentlich den Besitzer, was dann schon spannend beschrieben ist.
Die geheime Bruderschaft innerhalb der Templer, die Anima Templi, sind dabei erfunden, wie die Autorin in einem Nachwort erklärt, allerdings kann ich mir ganz gut vorstellen, dass es damals auch Menschen gegeben haben könnte, die ähnlich gedacht haben, also warum keine geheime Bruderschaft innerhalb des Templerordens?

Fazit
Ein spannender Roman über die Templer in Outremer, in dem auch die Gegenseite betrachtet wird. Ganz ohne Standardelemente kommt auch dieser Auftakt einer Trilogie nicht aus, dafür haben die Charaktere aber auch Persönlichkeit. Ich habe diesen Roman sehr genossen.

Jack Whyte – Der Schatz des Blutes

AutorJack Whyte
TitelDer Schatz des Blutes
OriginaltitelKnights of the Black and White
ÜbersetzerBarbara Schnell
SerieDie Templer Band 1
Seitenzahl604
VerlagBlanvalet
ISBN978-3-442-36347-6
Bewertung

Inhalt
Payens, 1088: Kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag wird Hugh de Payens Mitglied einer geheimnisvollen Bruderschaft, die sich Orden der Wiedergeburt in Sion nennt. In den folgenden Jahren widmet er sich den Studien der geheimen Schriften, die von der Bruderschaft aufbewahrt werden und eine unbequeme Wahrheit enthalten.
Als der Papst wenige Jahre später zur Befreiung Jerusalems aufruft, sind Hugh und seine Freunde unter den ersten, die – im Auftrag ihres Ordens – das Kreuz nehmen. Doch der Kreuzzug verläuft anders, als Hugh erwartet hätte, und die Dinge, die er gesehen und erlebt hat, prägen ihn auf lange Zeit…

Meine Meinung
Erwartet hatte ich einen spannenden, dabei aber auch halbwegs glaubwürdigen Roman über Hugues des Payens – hier Hugh genannt -, über den ersten Kreuzzug, die Gründung des Templerordens und die Gründe dafür, gepaart mit Theorien um den geheimnisvollen Schatz der Templer. Davon ist hier aber leider wenig zu finden.
Der Anfang ist dabei noch recht spannend. Anschaulich wird die Initiation in den Geheimbund beschrieben, Hugh und seine Freunde charakterisiert. Doch schon bald darauf lässt die Spannung nach, stattdessen wird eine der größten Schwächen des Romans deutlich: Der Schreibstil, der Aufbau der Handlung, die gesamte Gliederung scheinen undurchdacht.
Es werden immer wieder Szenen beschrieben, die für die Handlung nebensächlich sind und überhaupt keinen Einfluss auf das weitere Geschehen haben. Es gibt große zeitliche Sprünge in der Handlung, über einige ausgewählte Ereignisse, die oft ebenfalls nebensächlich sind, wird man rückblickend informiert. Zusätzlich gibt es immer wieder Informationsblöcke, die die Romanhandlung unterbrechen und so fast jeden Ansatz von Spannung unterbinden. Auch auf unnötige Wiederholungen stößt man regelmäßig.
Nach etwa einem Viertel des Buches beginnt der Roman endlich, doch noch Spannung aufzubauen, endlich geht es um das Thema, über das ich lesen wollte, nämlich Hughs Erlebnisse in Jerusalem, die zur Gründung des Ordens der Tempelritter führen. Doch urplötzlich, mit der Einführung eines jungen Ritters, verschiebt sich der Schwerpunkt weg von den Templern hin zu den sexuellen Fantasien einer mächtigen Frau. Plötzlich stehen nicht mehr Hugh und der Orden im Mittelpunkt, sondern die Erlebnisse von Stephen St. Clair, eben jenem jungen Ritter, die recht wenig mit Hugh und seinen Freunden zu tun haben.
Am Ende hatte ich das Gefühl, dass dieser Handlungsbogen, der über etwa die Hälfte des Romans verläuft, nur zum Füllen der Seiten gedacht war, denn für mich wirkt er aufgesetzt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er zur Geschichte des Templerordens etwas beigetragen hätte.
Die Personen bleiben größtenteils blass. Hughs Freunde, die zu Beginn ausführlich charakterisiert wurden, verkommen schon sehr bald zu unwichtigen Randfiguren, die nur durch die gelegentliche Nennung des Namens präsent bleiben. Für die weiteren Gründungsmitglieder gilt dies umso mehr, da diese nie näher beschrieben werden. Einzig Hugh und ab der Mitte dann Stephen St. Clair werden ein wenig charakterisiert, doch zu wenig, um sie menschlich erscheinen zu lassen.
Die Theorie, die hier aufgestellt wird und in der es um die Vorfahren der Templer geht, finde ich sehr abwegig, insbesondere, da sie im Verlauf des Romans eigentlich selbst widerlegt wird.

Fazit
Aus dem Thema hätte man so viel machen können, bietet es doch genügend Freiraum für Spekulationen und viele Möglichkeiten für eine spannende Geschichte. Stattdessen handelt es sich um eine plumpe Darstellung einer abstrusen Theorie, die mit stilistischen Schwächen aufwartet und kaum Spannung aufkommen lässt. Schade!

Martina Kempff – Die Kathedrale der Ketzerin

AutorMartina Kempff
TitelDie Kathedrale der Ketzerin
Seitenzahl397
VerlagPiper
ISBN978-3-492-27189-9
Bewertung

Inhalt
Frankreich, 1219: Graf Raimund von Toulouse hat es nicht leicht, widersetzt er sich doch dem Papst, indem er den Kreuzzug gegen die Katharer in seinem Land nicht unterstützen will.
Clara, seine uneheliche Tochter, die in Paris am Hof des Thronfolgers aufgewachsen ist, weiß wenig über die Situation im Süden des Landes.
Als sie auf der Rückreise von einem Besuch in der Heimat überfallen und danach von Katharern gesund gepflegt wird, wird ihr Interesse an den Lehren dieser Menschen geweckt.
Einige Jahre später erhält sie Gelegenheit, mehr über diese Menschen zu erfahren, doch stehen deren Lehren im Widerspruch zu ihrer Freundschaft zu Blanka, der französischen Thronprinzessin, und Claras Stellung als Hofdame…

Meine Meinung
Clara ist keine historische, sondern eine fiktive Person, doch wäre es durchaus möglich, dass jemand wie sie gelebt hat. Leider bin ich mit ihr zu keinem Zeitpunkt warm geworden.
Mit 17 Jahren zu Beginn des Prologs, spätestens jedoch mit 21 zu Beginn des ersten Kapitels, ist sie auch für unser heutiges Verständnis eine erwachsene Frau, für das 13. Jahrhundert sollte dies erst recht gelten. Dennoch ist sie naiv und benimmt sich in meinen Augen kindisch. Die Flucht in die Heimat zu Beginn des Romans erscheint als Trotzreaktion, und die junge Frau ist so von sich eingenommen, dass sie gar nicht mitbekommt, was sie mit ihrer Reise anrichtet. Auch ist sie so verliebt, dass ihr Urteilsvermögen in Bezug auf ihren Angebeteten aussetzt und sie ihm auch die schlimmsten Dinge verzeiht. Dies würde eher zu einem jüngeren Mädchen als zu einer erwachsenen Frau passen.
Blanka, die Kronprinzessin bzw. Königin Frankreichs, ist die zweite Hauptperson dieses Romans, eine Frau, die viel Leid zu erdulden hat, dabei aber trotzdem stark bleibt. Die Szenen um Blanka haben mir besser gefallen, dennoch konnte ich sie nie richtig als Hauptperson sehen, dafür hat sie einfach zu wenig Raum bekommen.
Claras Zusammentreffen mit den Katharern in Paris erscheint mir unglaubwürdig. Die Katharer wurden zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre lang verfolgt, und trotzdem wird Clara einfach so von einem Mann angesprochen, der sie von einer spontanen, kurzen Begegnung Jahre zuvor wiederzuerkennen meint, und nach einem kurzen Wortwechsel zu einem geheimen Treffen eingeladen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies so hätte passieren können.
Über die Lehren der Katharer kann man in diesem Roman relativ wenig erfahren. Zwar werden ein paar Details genannt, diese kratzen aber gerade einmal an der Oberfläche.
Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Sprünge von einigen Jahren, allerdings passiert in der Zwischenzeit so wenig, auch was die Entwicklung der Personen angeht, dass sie auch direkt aufeinander folgen könnten.
Die Romanhandlung wird, insbesondere zu Beginn, gelegentlich durch Informationsblöcke unterbrochen, durch die der Leser über Hintergründe informiert wird. Dies hat mich regelmäßig aus der Geschichte gerissen und hat mir in der Umsetzung wenig gefallen. Besser hätte mir gefallen, wenn diese Informationen mehr in die Geschichte eingebettet worden wären.
Insgesamt betrachtet ist die Geschichte nicht uninteressant, die Erzählweise führt jedoch dazu, dass mich der Roman eher gelangweilt hat, wozu auch die nervige Protagonistin beigetragen hat. Möglicherweise hätte es dem Roman besser getan, wenn er ein paar Seiten länger wäre, um mehr Platz für Charakterentwicklung, Blankas Geschichte und eine Einbettung der Informationen in die Handlung zu schaffen.
Der Anhang mit Nachwort, Karte, Glossar, Zeittafel und übersichtlichen Quellenangaben ist dagegen vorbildlich, so eine Ausstattung würde ich gerne häufiger sehen.

Fazit
Ein Roman über ein spannendes Thema, der es aber nicht geschafft hat, mich zu fesseln.

Ulf Schiewe – Der Bastard von Tolosa

AutorUlf Schiewe
TitelDer Bastard von Tolosa
SerieMontalban Band 1
Seitenzahl919
VerlagKnaur
ISBN978-3-426-50309-6
Bewertung

Inhalt
Outremer, 1110: Jaufré Montalban hat alles, was sich ein Ritter wünschen kann: Geld, eine Stellung als Kastellan, eine Frau, die er liebt, und eine kleine Tochter.
Als seine Geliebte allerdings bei einem Angriff in seiner Abwesenheit getötet wird ist das Leben, wie er es kennt, vorbei. Kurze Zeit später wird Jaufré gebeten, nach Hause zurückzukehren. Doch zuhause auf Burg Rocafort wohnt seine Ehefrau Berta, der er seit seinem Aufbruch vierzehn Jahre zuvor keine Nachricht hat zukommen lassen.
Dennoch entschließt er sich dazu, mit seiner Tochter und seinem Freund Hamid in seine Heimat Okzitanien zurückzukehren.
Wie wird ihn seine Frau wohl empfangen? Und hat sie überhaupt auf ihn gewartet?

Meine Meinung
Bei diesem Debütroman von Ulf Schiewe geht es um das Thema Kreuzzüge. Doch wer erwartet, hier etwas über die Eroberung Jerusalems und große Schlachten im Namen der Kirche zu lesen, liegt hier falsch. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern dieser Thematik geht es hier nicht um den Auszug ins Heiligen Land, sondern ums Heimkehren. Es geht um die Gründe, die den inzwischen nicht mehr jungen Mann nach Hause treiben, aber auch um den Empfang in der Heimat, um alte Freundschaften, Freud und Leid. Und es geht um ein Geheimnis, das es dem Heimkehrenden nicht leicht macht, in den Alltag zu finden.
In diesem Roman gibt es einige brutale Stellen, die möglicherweise nicht jedermann liegen werden. Ab und zu habe ich mich schon gefragt, ob dieses oder jenes Handlungselement wirklich für den Verlauf der Geschichte nötig war, wenn sie doch nur mit Leid und Tod endet, doch im Großen und Ganzen fand ich die Handlung stimmig.
Die Liebesgeschichte konnte ich dagegen etwas weniger nachvollziehen. Die Beschreibungen waren mir zum Teil zu oberflächlich, so dass die tiefen Gefühle, die sich plötzlich entwickelt haben sollen, für mich nicht erkennbar waren. Dies lässt sich aber zumindest teilweise mit der Perspektive begründen, schließlich ist Jaufré hier der Ich-Erzähler, der sein Leben einem Schreiber diktiert, und in solch einem Fall wäre ein tieferer Einblick in die Gefühlswelt eher unangemessen. Die Idee, Jaufré einer anderen Person seine Lebensgeschichte erzählen zu lassen, ist zwar nicht neu, ist aber hier stimmig.
Nicht ganz überzeugen konnte mich das Stilmittel, am Ende eines Absatzes oder Kapitels auf spätere Ereignisse vorzugreifen, indem Andeutungen über das Gelingen der aktuellen Handlung gemacht werden. Dies soll wohl die Spannung erhöhen, mich hat es nach einigen Malen nur noch gestört.
Leider war das Ende des Romans schon recht früh abzusehen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Jaufré seine Geschichte selbst erzählt. Somit stellte sich mir weniger die Frage, wie die Geschichte ausgehen wird, sondern eher, was bis dahin noch passieren und wer am Ende überlebt haben wird.
Der Titel des Romans hat mich Anfangs ein wenig verwirrt, doch auch hier ist recht bald klar, auf wen er sich aus welchen Gründen bezieht.

Fazit
Ein abwechslungsreicher Kreuzritterroman, in dem mal eine andere Thematik im Zentrum steht. Eine Empfehlung an alle, die nicht nur seichte Romane mögen.