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Diana Norman – Tochter der Insel

AutorDiana Norman
TitelTochter der Insel
OriginaltitelDaughter of Lîr
ÜbersetzerElfriede Fuchs
Seitenzahl583
Verlagdtv
ISBN978-3-423-20001-1
Bewertung

Inhalt
Anjou, 1142: Im Kloster Fontevrault wird ein irisches, etwa sechsjähriges Mädchen abgegeben, das fortan als Schwester Boniface im Kloster lebt und bald in der Hierarchie aufsteigt .
Als einige Jahre später eine Anfrage an den Papst ergeht, eine Äbtissin für das Kloster Kildare in Irland zu benennen, fällt die Wahl auf Boniface, die allerdings nichts mehr mit Irland verbindet.
In dem fremden Land angekommen ist wenig so, wie sie es sich vorgestellt hat, so dass sie bald versucht, Reformen umzusetzen. Als sie sich aber in Dinge einmischt, die sie nichts angehen, nimmt Dermot von Leinster, der Hochkönig, schreckliche Rache.

Meine Meinung
Schon lange habe ich keinen Roman mehr in der Hand gehabt, der sich so zäh lesen ließ wie dieser.
Dies lag weniger am Inhalt als an dem Schreibstil, möglicherweise in Kombination mit der Übersetzung. Statt neutral zu berichten, was passiert, werden die Geschehnisse interpretiert und erklärt, und das aus der Sichtweise des 20. Jahrhunderts. Immer mal wieder gibt es Informationsblöcke, in denen erklärt wird, wie denn das 12. Jahrhundert so war, statt es einfach zu zeigen. Hier werden auch Wörter genutzt, die ich nie erwartet hätte, wie „krass“ oder „Belegschaftsbesprechung“. Solche Wörter haben meiner Meinung nach in einem historischen Roman, der im Mittelalter spielt, absolut nichts zu suchen! Auch die Benennung einer Gruppe von Frauen als „Hexen“ passt meiner Meinung nach einfach nicht.
Der Satzbau ist nicht gerade einfach gehalten. Dabei sind es nicht nur verschachtelte Sätze, die ins Auge fallen, sondern auch gelegentlich fehlende Satzteile, die dazu geführt haben, dass ich einzelne Absätze mehrfach lesen musste.
Ein mäßiger Schreibstil wäre noch zu ertragen, wenn die Geschichte dann wenigstens noch spannend wäre.
Inhaltlich ist der Roman schon interessant: Einer Äbtissin wird etwas Schlimmes angetan, woraufhin sie sich gegen ihren Peiniger wendet und sich für die irische Unabhängigkeit einsetzt.
Leider hat mich die Umsetzung so gar nicht überzeugen können.
Zu Beginn war mir die Hauptfigur aufgrund ihrer Taten und Entscheidungen sehr unsympathisch, was sich dann später nur wenig gelegt hat. Sie wird nur oberflächlich beschrieben, Gedanken und Gefühle finden kaum Erwähnung. Und so kann ich auch die Liebesgeschichte, die zwar wenig Raum einnimmt, aber immer wieder unterschwellig erwähnt wird, nicht nachvollziehen. Die Gefühle müssen ja wirklich sehr stark sein, wenn der Mann immer wieder erwähnt wird, doch davon konnte ich im gesamten Roman wenig finden.
Auch die anderen Charaktere in diesem Roman bleiben oberflächlich beschrieben, nicht eine Person konnte ich mir so richtig vorstellen. Dabei gibt es sehr viele Personen, deren Namen zum Teil schwierig auszusprechen sind. Hier hätte ich mir ein Personenregister mit Angabe der Clanzugehörigkeit gewünscht, da ich doch gelegentlich damit durcheinander gekommen bin, wer zu welcher Gruppe gehört.
Die wirren politischen Verhältnisse Irlands und der Weg der Insel in die Abhängigkeit von England werden hier glaubwürdig dargestellt, auch wenn einige Beschreibungen schon durch den Erzählstil eine sehr subjektive Färbung erhalten.
Andere Dinge wie Scathags Schule konnte ich mir dagegen nur sehr schwer im mittelalterliche Irland vorstellen, zu modern und zu feministisch ist diese Einrichtung beschrieben.

Fazit
Leider konnte mich dieser Roman so gar nicht überzeugen. Zwar finde ich die Geschichte selbst gar nicht mal uninteressant, die Umsetzung ist aber sehr zäh. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

Juliet Marillier – Flame of Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelFlame of Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 6
Seitenzahl432
VerlagRoc
ISBN978-0-451-41487-8
Bewertung

Inhalt
England, 9. Jahrhundert: Einige Jahre zuvor hat ein Feuer Maeve schlimm verletzt, seitdem lebt sie bei ihrer Tante, einer Heilerin. Noch immer trägt sie die Narben in ihrem Gesicht, und ihre Hände sind nutzlos. Aus Angst, dass ihre Eltern sie abstoßend finden könnten, ist sie nie nach Hause zurück gekehrt.
Nun jedoch ist ihre Rückkehr in die Heimat notwendig geworden, denn die Ereignisse, in die ihre Schwester Clodagh einige Jahre zuvor verwickelt war, schlagen große Wellen: Es droht Krieg. Ein Hengst, in England gezüchtet, soll die Gemüter kühlen.
Zu Hause angekommen sieht sich Maeve mit ihren Ängsten konfrontiert, aber auch ihr Bruder Finbar ahnt, dass schwierige Zeiten bevorstehen.

Meine Meinung
Dies ist der abschließende Band der Sevenwaters-Reihe.
Während ich von dieser Reihe schon gewohnt bin, dass die Bücher recht gemächlich beginnen und sich die Autorin viel Zeit für die Einleitung nimmt, war es mir hier doch ein wenig zu viel des Guten. Knapp 150 Seiten müssen vergehen, bevor Maeve in den Konflikt hineingezogen wird, und selbst dann dauert es noch ein paar mehr Seiten, bis es richtig spannend wird. Hier hätten es auch einige Seiten weniger getan!
In diesen ersten Kapiteln geht es also hauptsächlich um Maeve, die gut mit ihrer Behinderung zurechtzukommen scheint, die aber tatsächlich darunter leidet, wenn Menschen schlecht über ihr Aussehen reden. Deshalb ist ihr die Gesellschaft von Tieren lieber als die von Menschen, da sich Tiere nicht um das Aussehen eines Menschen scheren. Leider ist sie doch eine eher nervige Hauptperson. Auch wenn sie nach außen nicht zeigt, dass sie leidet, berichtet sie immer wieder und wieder darüber, wie sehr sie eingeschränkt ist, wie ihre Nahrung zurechtgeschnitten werden muss, wie wenig sie sich mit ihrer Mutter versteht und so weiter.
Auch ihr kleiner Bruder Finbar wird ausführlich vorgestellt. Wie sein Namensvetter und Großonkel hat auch er eine seherische Gabe, weshalb er von einem Druiden unterrichtet wird. Wegen der Erlebnisse in Heir to Sevenwaters wird er jedoch von seinen Eltern sehr behütet, eine normale Kindheit ist kaum möglich. Und so ist es auch Finbar, der eben durch seine Gabe die Handlung vorantreibt.
Eine Liebesgeschichte kann man in diesem Roman auch finden, jedoch tritt sie sehr stark in den Hintergrund und beschränkt sich gerade mal auf die letzten paar Kapitel, zudem ist sie meiner Meinung nach doch ein wenig plump dargestellt. In den ersten Bänden ist es gerade die langsame Entwicklung der Beziehung zwischen den Charakteren, der Zauber des Verbotenen, die den Reiz ausmacht. Hier hatte ich das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein.
Ein Großteil des Romans ist wie gewohnt in der Ich-Perspektive aus Maeves Sicht beschrieben. Einige Kapitel jedoch berichten in der dritten Person von einer Reise, durch die Ciarán eine Lösung für das Problem in der Anderwelt zu finden hofft. Dies ist für die Reihe ungewohnt, doch gefällt es mir besser als der Erzählerwechsel in Seer of Sevenwaters.

Fazit
Es ist gut, dass die Sevenwaters-Reihe nun abgeschlossen ist, da mit diesem Band meiner Meinung nach der Tiefpunkt der Reihe vorliegt. Langatmig, mit einer eher nervigen Ich-Erzählerin und einem eher abrupten Ende, dem der Zauber der vorhergehenden Bände fehlt.

Juliet Marillier – Seer of Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelSeer of Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 5
Seitenzahl448
VerlagRoc
ISBN978-0-451-46385-2
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Sibeal steht kurz vor ihrer Initiation als Druidin, zuvor soll sie noch einen Sommer auf Inis Eala verbringen, um ihre Gedanken zu ordnen.
Doch dann sinkt ein Schiff vor der Insel, nur drei Personen überleben. Knut ist ein Nordmann, seine Frau Svala eine hochgewachsene Schönheit, die anscheinend nicht sprechen kann und die sich sehr merkwürdig verhält. Der dritte Überlebende schwebt lange in Lebensgefahr, zudem kann er sich an nichts erinnern, selbst seinen Namen hat er vergessen. Trotzdem wird er von Knut bedroht, damit er über die Ereignisse auf der Reise schweigt.
Sibeal kümmert sich aufopferungsvoll um den jungen Mann, dessen Erinnerung nach und nach zurückkehrt…

Meine Meinung
Auch in diesem Roman wird wieder aus der Ich-Perspektive erzählt. Doch dieses Mal erfährt man die Ereignisse nicht nur aus der Sicht einer Tochter von Sevenwaters, zusätzlich kommt auch der junge Schiffbrüchige zu Wort.
Zur Unterscheidung sind die Abschnitte mit dem Namen des jeweiligen Erzählers überschrieben, außerdem berichtet Sibeal in der Vergangenheit, der junge Mann in der Gegenwart. Trotzdem hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der Zuordnung der Abschnitte, weil ich einfach über diese Hinweise hinweg gelesen habe und einfach wissen wollte, wie es weiter geht. Leider bleiben die Personen ein wenig blass, selbst die Ich-Erzähler konnten mich nicht ganz überzeugen. Sie sind einfach nicht so vielschichtig beschrieben, wie ich es in dieser Reihe gewohnt bin, große Entwicklungen bleiben aus.
Dass die Abschnitte mit dem Namen des Erzählers überschrieben sind, hilft zwar bei der Orientierung, sorgt aber auch dafür, dass man den Namen des Schiffbrüchigen von Beginn an weiß, selbst wenn er sich selbst nicht an ihn erinnern kann und einen neuen Namen erhält. Und auch wenn der Name selbst für die Handlung nicht wichtig ist, hat es mir doch ein wenig die Spannung genommen.
Auf eine lange Einleitung, wie man sie schon aus einigen anderen Bänden der Reihe kennt, wird hier wieder verzichtet. Stattdessen beginnt dieser Band mit einem spannenden Prolog, der direkt einige Fragen aufwirft. Man ist sofort in der Geschichte drin, Sympathien werden von Beginn an gelegt. So konnte ich mir aber auch sehr schnell vorstellen, in welche Richtung sich der Roman entwickelt. Dennoch bleibt der Roman spannend, da einige interessante Wendungen auftauchen.
Der gesamte Roman spielt fern von Sevenwaters. Dadurch fehlt ein wenig von dem Zauber, der in den anderen Bänden allgegenwärtig ist.
Dieses Buch lässt sich ohne Vorwissen lesen, jedoch empfiehlt es sich, zumindest den vierten Band der Reihe zu kennen, um einige Entscheidungen besser verstehen zu können. Ich hätte eigentlich erwartet, dass der Konflikt, der in Heir to Sevenwaters entstanden ist, hier weiter thematisiert wird, tatsächlich jedoch tritt er stark in den Hintergrund.
Zusätzlich werden wichtige Ereignisse aus Der Sohn der Schatten nacherzählt. Wer diesen zweiten Band nicht kennt, sollte ihn dringend zuerst lesen, um gravierende Spoiler zu vermeiden. Diese Nacherzählung der Ereignisse passt zwar in den Kontext, hätte meiner Meinung nach aber nicht sein müssen.

Fazit
Der Roman ist unterhaltsam, die Liebesgeschichte überzeugend. Dennoch hat mir der Roman nicht ganz so gut gefallen wie die anderen Bände der Reihe, möglicherweise auch deshalb, weil er sich inhaltlich und stilistisch zu weit von diesen entfernt.

Juliet Marillier – Heir to Sevenwaters

AutorJuliet Marillier
TitelHeir to Sevenwaters
SerieSevenwaters Band 4
Seitenzahl418
VerlagRoc
ISBN978-0451462633
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Auf Sevenwaters herrscht Unruhe, denn Lady Aisling erwartet erneut ein Kind, und die recht plötzliche Hochzeit ihrer Tochter Deirdre sorgt für Spannungen unter den Verbündeten, da sie untereinander nicht in Freundschaft verbunden sind.
Unter den Hochzeitsgästen sind auch Aidan und Cathal, Gefährten von Johnny. Deirdres Zwillingsschwester Clodagh gegenüber ist der eine zuvorkommend, während der andere merkwürdige Andeutungen über Tod und Verrat macht.
Als Aisling einen gesunden Sohn zur Welt bringt, scheinen alle Probleme lösbar, doch schon kurz darauf wird der Junge entführt und an seiner Stelle ein Wechselbalg hinterlassen, den nur Clodagh als solchen erkennt. Und so begibt sie sich auf eine abenteuerliche Suche nach ihrem Bruder…

Meine Meinung
Da die erste Trilogie mit Das Kind der Stürme abgeschlossen ist, kann man theoretisch mit diesem Band in die zweite einsteigen. Vorkenntnisse werden nicht benötigt. Es werden zwar ein paar Personen und Ereignisse aus der ersten Trilogie erwähnt, doch sind sie für das Verständnis dieses Romans nicht nötig, als kleine Einstiegshilfe gibt es aber noch einen Stammbaum, der dabei hilft, den Überblick über die ganzen Familienangehörigen zu behalten, sowie ein Personenregister mit Angaben zur Aussprache.
Auch in diesem Roman, dem Auftakt der zweiten Sevenwaters-Trilogie, lässt sich die Autorin wieder viel Zeit, bis die Geschichte richtig beginnt. Und so passiert auf den ersten hundert Seiten der englischen Ausgabe recht wenig. Es wird gefeiert, Musik gemacht und Geschichten erzählt, der Haushalt wird geführt, die Feier vorbereitet, und die Kinder machen Unsinn, wie es sich gehört, alles recht alltäglich, dabei auch gelegentlich ein wenig langatmig. Doch hat dies, wie bei allen Büchern der Sevenwaters-Reihe, einen guten Grund, denn dies dient einerseits dazu, die Personen vorzustellen und zu charakterisieren sowie die angespannte Situation greifbar zu machen. Andererseits werden durchaus Hinweise auf den späteren Handlungsverlauf gegeben, auch wenn dies nicht offensichtlich ist. Und so kommt es, dass der eigentliche Beginn der Handlung erst nach einem guten Viertel des Romans einsetzt. Wer auch die erste Sevenwaters-Trilogie mag, wird mit dieser gemächlichen Erzählweise wohl keine Schwierigkeiten haben, alle anderen sollten sich dessen bewusst sein und das Buch nicht schon nach fünfzig Seiten abschreiben.
Danach jedoch nimmt die Handlung an Fahrt auf und es passiert ziemlich viel in relativ kurzer Zeit. Hier hätte ich gelegentlich nichts dagegen gehabt, wenn die Handlung langsamer verlaufen wäre.
Wie schon zuvor schreckt auch hier die Autorin nicht davor zurück, schreckliche Dinge passieren zu lassen, die mich doch zwischenzeitlich geschockt haben. Zwei Szenen musste ich mehrfach lesen, weil ich einfach nicht glauben konnte, was da passiert.
Ansonsten unterscheidet sich die Handlung schon ein wenig von den Vorgängern, denn erstmals wird diese Welt verlassen und eine andere betreten, der Fantasyanteil ist höher.
Clodagh ist eine sehr mütterliche Person, eine Hausfrau, wie sie im Buche steht. Und so ist es kein Wunder, dass sie schon recht früh von Cathal als langweilig eingestuft wird. Dieser Eindruck wird zunächst bestätigt, doch mit dem eigentlichen Beginn der Geschichte kann man schon bald erkennen, dass noch mehr in der jungen Frau steckt. Als Ich-Erzählerin betrachtet sie viele Dinge relativ nüchtern, zeigt aber auch ihre Gefühle, zum Beispiel, als sie böse auf Cathal ist, da er die Kinder gefährliche Dinge hat tun lassen.
Cathal und Aidan sind Ziehbrüder, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Beide sind auf ihre Art interessant und haben ihre Geheimnisse, beide hätte ich mir als Partner für Clodagh vorstellen können.

Anmerkung
Die deutsche Übersetzung trägt den Titel Die Erben von Sevenwaters.

Fazit
Empfehlenswert für alle, die sich gerne von historischen Fantasyromanen mit Liebesgeschichte verzaubern lassen – nicht nur für Leser der ersten Bände.

Juliet Marillier – Das Kind der Stürme

AutorJuliet Marillier
TitelDas Kind der Stürme
OriginaltitelChild of the Prophecy
ÜbersetzerRegina Winter
SerieSevenwaters Band 3
Seitenzahl746
VerlagKnaur
ISBN3-426-70248-7
Bewertung

Inhalt
Irland, 9. Jahrhundert: Fainne lebt zusammen mit ihrem Vater, einem Zauberer, recht isoliert in einer Höhle an der irischen Küste. Seit ihrer frühesten Kindheit wird sie in der Kunst ihres Vaters unterwiesen. Abwechslung bieten nur die fahrenden Leute, die sich jeden Sommer für ein paar Wochen in der Nähe niederlassen.
Doch dann verschwindet Fainnes Vater, und an seiner Stelle erscheint ihre Großmutter, die die weitere Unterweisung auf grausame Art übernimmt, mit dem Ziel, das Mädchen nach Sevenwaters zu den Verwandten zu schicken. Dort soll sie das Eintreten einer Prophezeiung verhindern.
Fainne muss sich der Freundlichkeit ihrer Verwandten gegenüber verschließen, denn das Leben ihres Vaters steht auf dem Spiel…

Meine Meinung
Im Gegensatz zum zweiten Band der Reihe benötigt die Autorin hier wieder ein paar Seiten mehr, bevor die Geschichte richtig beginnt, denn zunächst beschreibt Fainne, wie und wo sie aufgewachsen ist, worin sie unterrichtet wurde, wer ihre Freunde sind, wie ihre Beziehung zu ihrem Vater ist. Dies ist zwar sehr interessant und für den weiteren Verlauf des Romans sehr wichtig, doch erscheint dies alles recht kalt, von den Emotionen, die in der Einleitung im ersten Band überall zu finden waren, ist hier wenig zu spüren. Dies ist wohl beabsichtigt, schließlich sind die Voraussetzungen völlig unterschiedlich, allerdings fehlt dadurch ein wenig der Zauber, der mich bei Die Tochter der Wälder vom ersten Satz an gepackt hat.
War die Prophezeiung in den beiden Vorgängerbänden zwar präsent, aber eher Nebensache, rückt sie hier klar in den Mittelpunkt. Alles dreht sich darum: Es wird als gesichert angesehen, dass Johnny das Kind der Prophezeiung ist und dass sie in Kürze eintreten wird. Und Fainnes Gedanken drehen sich häufig darum, wie eben dies verhindern werden kann. Auch dadurch wirkt die Geschichte nicht ganz so märchenhaft wie der Vorgängerbände, es scheint einfach zu vieles von Beginn an festzustehen, so dass einige Ereignisse doch sehr vorhersehbar sind und wenig überraschen können.
Während man diesen Roman auch lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen, empfiehlt es sich trotzdem, diese zuerst zu lesen, da viele Ereignisse aus diesen eine größere Rolle spielen. Fainne als Ich-Erzählerin weiß nichts oder sehr wenig von ihnen und kann nur Vermutungen anstellen, außerdem hilft es dabei, die Beziehungen der inzwischen doch recht vielen Personen untereinander besser verstehen zu können.
Fainne selbst ist als Hauptperson anders als Sorcha und Liadan, nicht ganz so selbstsicher und von Gewissensbissen gepeinigt. Während die anderen ein klares Ziel vor Augen hatten, das sie für sich selbst allen Widerständen zum Trotz erreichen wollten, ist die Aufgabe, die Fainne erreichen soll, nicht ihre. Dadurch wird die Geschichte aber nicht weniger ansprechend.
Die anderen Charaktere sind auch recht gut ausgearbeitet. Viele Bekannte treten hier wieder auf, manche zum Lieben, andere zum Hassen, und bei den meisten hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie Persönlichkeit haben. Einzig mit Fainnes jüngeren Cousinen konnte ich nicht groß warm werden, was aber auch daran liegt, dass Fainne versucht, sie nicht in ihr Herz zu lassen.
Auch eine Liebesgeschichte gibt es wieder, allerdings rückt sie hier doch sehr in den Hintergrund, oder besser gesagt verdrängt Fainne ihre Gefühle gezwungenermaßen so sehr, dass sie hier zur Nebensache wird.

Fazit
Trotz aller Kritikpunkte, die sich insbesondere im direkten Vergleich mit den ersten Bänden der Reihe ergeben, handelt es sich hier um einen würdigen vorläufigen Abschluss der Reihe, der absolut lesenswert ist, wenn man die Vorgänger mochte. Als Einzelband würde ich ihn jedoch nicht empfehlen.