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Michael Blake – Der Tanz des Kriegers

AutorMichael Blake
TitelDer Tanz des Kriegers
OriginaltitelThe Holy Road
ÜbersetzerPetra Kall
SerieDer mit dem Wolf tanzt Band 2
Seitenzahl399
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-15059-5
Bewertung

Inhalt
USA, 1874: Seit elf Jahren lebt Lieutenant John J. Dunbar unter dem Namen Der-mit-dem-Wolf-tanzt bei den Comanchen, zusammen mit seiner Frau, ebenfalls einer Weißen, und ihren drei Kindern. Die Lebensweise ihres Volkes ist ihnen fremd geworden und sie halten sich vor den Weißen verborgen.
Doch als eines Tages Siedler Die-sich-mit-der-Faust-behauptet sehen und sie vor den Indianern retten wollen, bleibt Der-mit-dem-Wolf-tanzt nichts anderes übrig, als wieder zu John Dunbar zu werden und sich auf die Suche nach ihr zu begeben.
Doch nicht nur für den ehemaligen Lieutenant bringt die Begegnung mit den Weißen Leid, denn ihre Lebensgrundlage, die Büffelherden, wird ihnen von den Weißen genommen. Ihnen bleibt die Wahl, sich den Bedingungen des Präsidenten in Washington zu beugen oder sich auf den Kriegspfad zu begeben. Welches ist die richtige Entscheidung?

Meine Meinung
Mit Der Tanz des Kriegers setzt der inzwischen verstorbene Autor Michael Blake seine Geschichte um den Soldaten und Krieger Der-mit-dem-Wolf-tanzt fort. War der erste Band aber noch eine Art Abenteuerroman über einen Aussteiger, der sich mit der Lebensweise der Comanchen vertraut macht, so handelt es sich hier um eine Geschichte um das Ende der freien Comanchen, in der es nicht nur eine Hauptperson gibt. Vielmehr kristallisieren sich hier schon recht bald mehrere Hauptpersonen heraus, zwischen denen der Autor immer wieder hin und her springt.
Da ist neben Der-mit-dem-Wolf-tanzt beispielsweise Der-viel-lächelt, ein junger Krieger, der gut mit Pferden umgehen kann, aber ansonsten wenig Bedeutendes vollbracht hat, der aber für die Enkelin von Zehn Bären schwärmt. Auch Weiser Vogel, der neugierige Medizinmann, der John Dunbar schon im ersten Band eine Chance eingeräumt hat und der sich sehr für die Lebensweise der Weißen interessiert, spielt wieder eine Rolle, und auch Wind im Haar, der Anführer der Lanzenträger und somit ein wichtiger Krieger des Stammes, soll nicht unerwähnt bleiben.
All diese Personen haben ihre eigenen Erlebnisse, die oft zusammenhängen, manches Mal aber auch nebeneinander her laufen, um sich dann wieder zu überschneiden. Manche dieser Charaktere lehnen sich zumindest an historischen Personen an, auch einige der Ereignisse haben so oder ähnlich stattgefunden, und insbesondere über das Schicksal des Stammes wird man nicht im Trüben gelassen. Und so ist die Handlung schon überwiegend traurig und teilweise sogar schockierend, obwohl doch eigentlich genügend darüber bekannt ist.
Das Buch ist in einer nüchternen, deutlichen Sprache verfasst, die kaum emotionale Tiefe zulässt, es wird sehr viel mehr beschrieben als gezeigt. Dies ist in Anbetracht der Handlung vielleicht auch nicht verkehrt, jedoch kommt so kaum eine Bindung zu den Charakteren zustande. Bis auf die Hauptpersonen bleiben die meisten sowieso sehr blass, sie handeln getreu ihren Rollen als Krieger, Vermittler oder „böse weiße Büffeljäger“. Über den Alltag der Comanchen erfährt man wie im ersten Band nur dann etwas, wenn es für die Handlung relevant ist. Auch wörtliche Rede findet man kaum, sehr oft nur hier und da mal einen Satz, ohne Antwort des Dialogpartners, echte Gespräche sind dagegen selten. Im Vergleich zum ersten Band ist diese Fortsetzung aber stilistisch schon besser geschrieben, die Sätze erschienen mir nicht ganz so abgehackt, was aber auch an der Übersetzung liegen kann.
Im Großen und Ganzen war mir der Roman zu kurz gefasst, eine Ansammlung von Episoden, die alle zu einem Punkt führen. Mehr Details über das Leben an sich, eine emotionalere Darstellung, die mehr als nur die äußere Sicht beschreibt, mehr als nur oberflächlich beschriebene Charaktere hätten aus der Handlung, die für sich genommen stimmig ist, einen guten Roman gemacht.

Fazit
Stilistisch besser als sein Vorgänger, jedoch durch die Konzentration auf mehrere verschiedene Hauptpersonen sehr zerpflückt, kann mich auch dieser zweite Band der Reihe nicht überzeugen, dazu ist die Erzählung einfach zu gestrafft, zu oberflächlich. Wer jedoch wissen will, wie das Leben von Der-mit-dem-Wolf-tanzt weitergeht, kommt um dieses Buch bisher nicht herum, denn eine mögliche Verfilmung lässt weiterhin auf sich warten.

Lucia St. Clair Robson – Die mit dem Wind reitet

AutorLucia St. Clair Robson
TitelDie mit dem Wind reitet
OriginaltitelRide the Wind
ÜbersetzerHans-Joachim Maass
Seitenzahl862
VerlagBastei Lübbe
ISBN978-3-404-12179-3
Bewertung

Inhalt
Texas, 1836: Die neunjährige Cynthia Ann Parker lebt mit ihrer Familie in einem Fort an der westlichen Siedlungsgrenze des Staates Texas. Als ihr Zuhause von Indianern angegriffen wird, wird sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder John und ihrer Cousine Rachel gefangen genommen. Doch während Rachel als Sklavin gehalten wird, werden Cynthia und John von den Comanchen adoptiert.
Besonders fasziniert ist Cynthia, die nun den Namen Naduah trägt, von Nocona, dem jungen Mann, der sie gefangen genommen hat. Hat sie zunächst Angst vor ihm, bildet sich zwischen ihnen bald eine tiefe Freundschaft.
Doch die Familie Parker hört nicht auf, nach ihren vermissten Angehörigen zu suchen…

Meine Meinung
Cynthia Ann Parker hat tatsächlich gelebt. Wie viele ihrer Erlebnisse, die in diesem Roman beschrieben sind, auch tatsächlich stattgefunden haben, wird leider nicht erwähnt, doch auch so ist ihre Lebensgeschichte faszinierend.
Naduah ist eine interessante Person. Es ist sehr spannend, mitzuerleben, wie sie sich in ihr neues Leben eingewöhnt und in der neuen Kultur aufgeht. Dabei nimmt sie auch die teils grausamen Eigenschaften ihres Stammes Feinden gegenüber an, das Verzieren von Gegenständen mit Skalps, auch und besonders von Weißen, gehört für sie dazu.
Nocona ist eine Person, die mich sehr fasziniert hat. Durch seine vielen Reisen umgibt ihn etwas Geheimnisvolles. Immer wieder habe ich darauf gewartet, dass er wieder in Naduahs Leben tritt, denn schon früh lässt sich erkennen, dass das Mädchen mehr für ihn ist als ein Kind.
Lucia St. Clair Robson schildert das Leben der Comanchen eindringlich, der Alltag wird genauso beschrieben wie Ausnahmesituationen, ohne, dass es dabei langweilig wird. Es wird gezeigt, wie sehr die Menschen unter den weißen Eindringlingen zu leiden haben, andererseits wird aber auch nicht verheimlicht, dass die Comanchen selbst nicht weniger brutal vorgehen und ein sehr kriegerischer Stamm sind.
Immer wieder gibt es Sprünge in der Handlung, die leider meist nicht als solche gekennzeichnet sind, manchmal sogar mehrmals in einem Kapitel. So habe ich mehr als ein Mal die zeitliche Orientierung verloren. Gelegentlich werden Daten und Ereignisse nebenbei erwähnt, so dass ich wieder eine ungefähre Vorstellung darüber bekommen hatte, wie viel Zeit vergangen ist, davon hätte es aber gerne mehr geben dürfen.
Der Schreibstil hat mir leider nicht immer gefallen, ich kann aber nicht sagen, ob dies auf eine mittelmäßige Übersetzung zurückzuführen ist oder ob schon die Vorlage diese Defizite vorzuweisen hat. So werden einige Namen durchgängig in ihrer englischen Übersetzung genannt, während andere ausschließlich auf Comanche niedergeschrieben sind. Mir hätte es besser gefallen, wenn letzteres immer der Fall gewesen wäre oder aber die Namen ins Deutsche statt ins Englische übertragen worden wären. Auch sonst war die Sprache nicht immer flüssig, an einer Stelle findet sich sogar die Abkürzung „d.h.“, die meiner Meinung nach nichts in einem Roman zu suchen hat. Ein paar kleinere inhaltliche Unstimmigkeiten, besonders während Naduah die neue Sprache erlernt, kommen noch dazu. Insgesamt war dieser Prozess doch recht vereinfacht dargestellt.
Während man über den Großteil des Romans immer an Naduahs Seite ist, ihr über die Schulter sieht, verlässt der Roman ab einem bestimmten Punkt kurz vor Ende diese Perspektive. Ab da wird nur noch darüber berichtet, was mit Naduah passiert, man erfährt immer weniger über sie, während der Schwerpunkt auf andere Personen gelegt wird. Auch sonst hatte ich den Eindruck, dass das Buch gegen Ende schnell fertig werden musste, denn Personen, zu denen ich als Leser eine Bindung aufgebaut hatte, werden in einem Nebensatz aus dem Roman entfernt, oder aber sie werden einfach nicht mehr erwähnt. Das fand ich doch sehr schade, hier hätten es gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen.

Fazit
Inhaltlich hat mich dieser Roman schon vor vielen Jahren fasziniert, und auch heute habe ich ihn noch gerne gelesen. Vom Schreibstil her kann er mich leider nicht völlig überzeugen. Trotzdem empfehle ich ihn gerne an all diejenigen weiter, die sich für das Leben der Comanchen im 19. Jahrhundert interessieren.